Kreise - PKK tötet 20 türkische Soldaten
Diyarbakir (Reuters) - Bei einem Überfall haben Kämpfer der
Untergrundorganisation PKK nach Angaben aus türkischen Sicherheitskreisen
20 türkische Soldaten
getötet. Weitere 15 Soldaten seien bei den Gefechten im Gabar-Gebirge
verletzt worden, verlautete am Dienstag aus den Kreisen. Das türkische
Militär verstärkte
seine Offensive gegen die PKK im Nordirak. Militärangehörige
erklärten, inzwischen seien dort 30.000 Soldaten im Einsatz. Durch
die Offensive solle eine Gruppe
von bis zu 500 PKK-Kämpfern zerschlagen werden, die aus Syrien
geflohen sei.
In Kreisen der türkischen Armee hatte es am Vortag geheißen,
elf PKK-Kämpfer seien innerhalb der vergangenen zwei Tage noch auf
türkischen Gebiet getötet
worden. Syrien hatte der PKK im vergangenen Monat unter dem Druck der
Türkei den Aufenthalt im Land untersagt. Die PKK kämpft für
einen Kurdenstaat im
Südosten der Türkei. Bei den Kämpfen sind in den vergangenen
14 Jahren mehr als 29.000 Menschen getötet worden.
Bei ihrer Offensive gegen die PKK wird die türkische Armee von
etwa 5000 kurdischen Alliierten im Nordirak unterstützt. Ein Kommandeur
der Peschmerga, der
Armee der Demokratischen Partei Kurdistans (KDP), erklärte, bei
der Offensive werde das Gebiet noch einmal vor dem Winter durchgekämmt.
Im Winter gelten
die Gebirgsverstecke der PKK als uneinnehmbar. Die amtliche türkische
Nachrichtenagentur Anatolien meldete, die Separatisten seien auf der Flucht
in Richtung
Iran.
Die türkische Armee war in den vergangenen Jahren mehrmals in den
Nordirak eingedrungen, über den der Irak seit Ende des Golf-Kriegs
1991 die Kontrolle
verloren hat. Die irakische Regierung hatte der Türkei am Montag
den Bruch internationaler Gesetze vorgeworfen. Ein Sprecher des Außenministeriums
bezeichnete
die Offensive als Verstoß gegen die Souveränität des
Irak. Die Truppen müßten sich zurückziehen.
Yahoo! Dienstag, 10. November 1998, 18:06 Uhr
Türkei warnt Irak vor Hilfe für Kurden
Ankara (Reuters) - Die Türkei hat den Irak am Dienstag nachdrücklich
aufgefordert, jegliche Unterstützung für türkische Kurden
zu unterlassen. Sollte die irakische
Hilfe für die Kurden noch zunehmen und sich die Türkei in
ihrer Sicherheit bedroht fühlen, werde sie geeignete Maßnahmen
ergreifen, erklärte der stellvertretende
türkische Ministerpräsident Bülent Ecevit. Unterdessen
verstärkte das türkische Militär seine Offensive gegen die
Untergrundorganisation PKK im Nordirak.
Militärangehörige erklärten, inzwischen seien dort 30.000
Soldaten im Einsatz.
Es lägen Informationen des Geheimdienstes vor, daß der Irak
die PKK zunehmend unterstütze, sagte Ecevit vor Journalisten. Er verwies
auch direkt auf die im
vergangenen Monat gegen Syrien ausgesprochene militärische Drohung
der Türkei. Die syrische Regierung hatte daraufhin erklärt, sie
werde keinen
PKK-Flüchlingen Unterschlupf in ihrem Land gewähren. Schon
allein die im Fall Syrien ins Auge gefaßten Maßnahmen hätten
ausgereicht, um das Problem zu lösen,
sagte Ecevit. Welche Aktionen die Türkei erwägt, sagte er
nicht.
Im Kampf gegen die PKK hat die Türkei bereits mehrfach, Offensiven
im Norden des Irak gestartet. Diese Region unterliegt seit dem Golfkrieg
1991 nicht mehr der
Kontrolle des irakischen Präsidenten Saddam Hussein. Militärische
Aktionen der Türkei auf dem von Hussein kontrollierten Territorium
hat es bisher nicht gegeben.
Mit der gegenwärtigen Offensive im Nordirak soll nach Angaben aus
türkischen Sicherheitskreisen eine Gruppe von bis zu 500 PKK-Kämpfern
zerschlagen
werden. Diese seien aus Syrien geflohen, hieß es. Bei ihrer Offensive
wird die türkische Armee von etwa 5000 kurdischen Alliierten im Nordirak
unterstützt. Ein
Kommandeur der Peschmerga, der Armee der Demokratischen Partei Kurdistans
(KDP), erklärte, bei der Offensive werde das Gebiet noch einmal vor
dem Winter
durchgekämmt. Im Winter gelten die Gebirgsverstecke der PKK als
uneinnehmbar. Die amtliche türkische Nachrichtenagentur Anatolien
meldete, die Separatisten
seien auf der Flucht in Richtung Iran.
Bei einem Überfall von PKK-Kämpfern im Gabar-Gebirge wurden
den Sicherheitskreisen zufolge 20 türkische Soldaten getötet.
Weitere 15 Soldaten seien verletzt
worden.
Stuttgarter Zeitung 11.11.1998
Militäraktionen im Irak sind schon Routine
Die Türkei kann beim Vorgehen gegen die PKK mit dem Verständnis
der Verbündeten rechnen
Türkische Truppen überschritten die Grenze zum Nordirak.
Rund 25000 Mann sollen 30 Kilometer tief ins Nachbarland einmarschiert
sein, um Verstecke der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) nahe der iranischen
Grenze zu zerstören.
Von Astrid Frefel, Istanbul
Die Nachricht der türkischen Operationen im Irak finden in der
Öffentlichkeit kaum Beachtung. Schließlich sind diese Aktionen
in den vergangenen Jahren zu einer Routine geworden. ¸¸Wir
schätzen, daß 400 bis 500 Menschen von Syrien in den Nordirak
geflüchtet sind, wo es ein Machtvakuum gibt. Es ist unser Ziel, diese
PKK-Mitglieder zu vernichten’’, erklärte Verteidigungsminister Ismet
Sezgin in aller Offenheit.
Sanktionen des Auslandes müssen die Militärs kaum befürchten.
Die Generäle können auf das Verständnis des engsten Verbündeten,
der USA, zählen. Sie dulden die Grenzverletzungen als Gegenleistung
für die Erlaubnis, von türkischem Gebiet aus Aufklärungsflüge
über dem Irak durchzuführen.
Der Zeitpunkt der jüngsten Invasion wird einerseits vom bevorstehenden
Wintereinbruch diktiert und zum zweiten von den politischen Veränderungen
im Nordirak. Mitte September haben die beiden rivalisierenden Kurdenparteien
in Washington einen Friedensvertrag unterzeichnet. Dieser sieht eine gemeinsame
Verwaltung des Gebietes und Neuwahlen für das regionale Parlament
in Erbil für den kommenden Sommer vor.
Massoud Barzani, der Vorsitzende der Demokratischen Partei Kurdistans
(KDP) und Jalal Talabani, der Chef der Patriotischen Union (PUK) haben
sich jüngst in Ankara getroffen und erklärt, die Umsetzung des
Abkommens verlaufe zügiger als geplant.
Ankara war über das Abkommen von Washington und die Tatsache,
daß es ohne die Türkei zustande gekommen war, derart verärgert,
daß es seine diplomatischen Beziehungen zu Bagdad auf Botschafterebene
hinauf beförderte. Sollte die kurdische Selbstverwaltung im Nordirak
wirklich funktionieren, würde dies den Spielraum Ankaras in diesem
Gebiet wesentlich einschränken, da man sich bei den Aktionen nicht
mehr auf ein Machtvakuum berufen könnte. Eine solche politische Lösung
könnte den Kurden in der Türkei zudem als Vorbild dienen.
Seit 14 Jahren kämpft die PKK für die Rechte der kurdischen
Minderheit. Verluste in der Türkei, ihre Verfolgung auf irakischem
Gebiet und das türkisch-syrische Abkommen haben die militärische
Organisation in den letzten Jahren geschwächt. Die Flucht - vermutlich
nach Rußland - von PKK-Chef Abdullah Öcalan aus Syrien hat nun
auch ihre Führungsstruktur aus den Fugen gehoben.
Dafür kann die PKK auf der politischen Bühne Erfolge verbuchen.
Das russische Parlament verlangte Asyl für Öcalan, über
100 griechische Abgeordnete haben eine Einladung an ihn unterzeichnet und
in Skandinavien gab es große prokurdische Demonstrationen. Überraschend
viele türkische Kommentatoren haben sich in den vergangenen Tagen
die Frage gestellt, ob die PKK, die am 1.September einen einseitigen Waffenstillstand
erklärt hatte, eine ähnliche Entwicklung wie die Eta oder die
IRA durchmachen werde. Das Militär in der Türkei habe allerdings
noch keine Signale gegeben, die auf eine andere als eine militärische
Lösung der Kurdenfrage hinweisen würden.