Komplizen bei Völkermord an Kurden am Pranger
München: Proteste wegen Mord an Andrea Wolf. Untersuchung gefordert
»Andrea presente« bezeugt das Fronttransparent auf der Trauerkundgebung
für die in Kurdistan gefallene Andrea Wolf. Die Guerilla der PKK-Frauenarmee
war am 22. Oktober in türkische Kriegsgefangenschaft geraten und nach
einem Verhör erschossen worden. Über 200 deutsche, kurdische
und türkische Freunde und Genossen der aus München stammenden
Internationalistin protestierten am Sonnabend vor dem türkischen Generalkonsulat
in München gegen diesen Mord. Sie forderten die sofortige Einstellung
der deutschen Militärhilfe an die Türkei. Nach Ende der Kundgebung
nahm die Polizei mehrere Teilnehmer kurzfristig fest. Ihnen wurde vorgeworfen,
mit dem Transparent »BRD-Türkei: Komplizen beim Völkermord«
den deutschen Staat verunglimpft zu haben.
Freunde der Ermordeten kündigten unterdessen die Einrichtung einer
internationalen unabhängigen Untersuchungskommission an. Diese Kommission
soll nicht nur die genauen Umstände von Andrea Wolfs Tod aufklären,
sondern zur internationalen Ächtung der Türkei wegen ständiger
Verstöße gegen die Menschenrechte beitragen. So scheint die
Exekution von Andrea Wolf und weiteren gefangenen Kurdinnen durchaus kein
Einzelfall gewesen zu sein. Im Gegensatz zur PKK hat die Türkische
Republik die Genfer Konvention zur Behandlung von Kriegsgefangenen niemals
anerkannt.
Unterstützung kommt auch von den Münchner Grünen. Andrea
Wolf ist dort noch bekannt durch gemeinsame Vorbereitungen der Proteste
gegen den Weltwirtschaftsgipfel 1992. Die Stadtversammlung der Grünen
fordert ihren Parteifreund Joseph Fischer auf, als Außenminister
die Arbeit einer solchen Kommission in der Türkei sicherzustellen.
Auch die PDS-Bundestagsabgeordnete Ulla Jelpke will mit einer kleinen Anfrage
an die Bundesregierung zur Aufklärung beitragen.
Nick Brauns, München