Stop am Brenner für 400 Kurden
Weißes Kreuz verteilt 600 Brote, Tee und Nudelsuppe - 70 Illegale
abgeschoben
Bozen/Brenner (rc) - 400 Kurden wurden von der Polizei von Sonntag nacht
bis zum Nachmittag am Brenner aus Sicherheitsgründen festgehalten.
Zivilschutz und Weißes Kreuz hatten alle Hände voll zu tun,
um die frierenden und hungrigen Menschen zu versorgen, die auf dem Weg
zu einer Kundgebung nach Rom waren. Im Zuge der Kontrollen
gingen der Polizei auch 70 Illegale ins Netz.
Polizeiangaben zufolge kamen die meisten der Kurden aus Deutschland,
Belgien und Holland. Sie waren auf dem Weg nach Rom, um an einer Kundgebung
für PKK-Chef Abdullah Öcalan teilzunehmen. Der 49jährige
Anführer der verbotenen separatistischen Arbeiterpartei Kurdistans
war am Freitag verhaftet worden (wir berichteten) und wird derzeit unter
strengen Sicherheitsvorkehrungen im Militärhospital Celio festgehalten.
Um möglichen Tumulten vorzubeugen, hatte Innenministerin Rosa Russo
Jervolino verfügt, daß die Kurden nur in kleinen Gruppen nach
Italien einreisen dürften. Dies hatte zur Folge, daß rund 400
Personen - größtenteils Männer - stundenlang am Brenner
festsaßen.
Gegen 3.30 Uhr alarmierte die Polizei den Zivilschutz und bat um Hilfe
bei der Versorgung der frierenden und hungrigen Menschen. Zu den Minusgraden
war in der Nacht auch Schneefall gekommen. Es dauerte aber noch etwa zwei
Stunden, bis sich die Helfer in Bewegung setzen konnten. Laut Zivilschutzexperte
Günther Walcher habe es sich nämlich um ein Sicherheitsproblem
gehandelt, wofür eigentlich das italienische Heer zuständig sei.
Erst gegen 5 Uhr erhielten die Verantwortlichen des Zivilschutzes ihren
offiziellen Auftrag vom Regierungskommissariat: Der Einsatz konnte beginnen.
Von Sterzing aus startete der Betreuungszug des Weißen Kreuzes,
beladen mit Lebensmitteln und Decken. 600 belegte Brote und literweise
heißer Tee wurden im Laufe des Vormittags an die Wartenden ausgegeben.
„Gegen Mittag haben wir dann vor Ort eine Nudelsuppe gekocht, weil uns
die Brote ausgegangen sind“, erzählt Walcher.
Laut Stefan Masetti, Verantwortlicher des WK-Betreuungszuges, herrschte
bei der Essensausgabe eine ruhige und höfliche Atmosphäre. „Reibereien
hat es glücklicherweise keine gegeben.“
Die Polizei war im Dauereinsatz. Obwohl die meisten der Kurden über
reguläre Aufenthaltsgenehmigungen in ihren Herkunftsländern und
gültige Einreisedokumente verfügten, gingen den Behörden
doch auch schwarze Schafe ins Netz. Insgesamt 70 Illegale wurden nach Angaben
der Tiroler Sicherheitsdirektion bis zum Nachmittag über Österreich
nach Deutschland abgeschoben. Unter den Festgenommenen waren auch 20 Personen,
die zusammengepfercht in einem Lieferwagen versteckt waren.
Gegen 14.30 Uhr warteten gestern noch ungefähr 35 Autos am Grenzübergang.
Die Polizei genehmigte im 30-Minuten- Takt jeweils einer kleinen Gruppe
von Personenwagen die Weiterfahrt in Richtung Süden. Um 16 Uhr war
die Hilfsaktion der rund 40 Helfer von Zivilschutz und Weißem Kreuz
beendet.