Den Mördern auf die Spur kommen
Untersuchungskommission soll Tod von Andrea Wolf klären
Nachdem in Norddeutschland in verschiedenen Städten Mitglieder
von Kurdistan-Solidaritätsgruppen Büros der Grünen besetzt
haben, um die Bundesregierung zu drängen, sich für eine politische
Lösung des Kurdistan-Konflikts einzusetzen und sich um die Aufklärung
der Todesumstände der deutschen Internationalistin Andrea Wolf zu
bemühen, gibt es nun weitere Bestrebungen, Bonn zum Handeln zu bewegen.
In einem »Münchner Aufruf« fordert der »Initiativkreis
der FreundInnen und GenossInnen von Andrea Wolf die Unterstützung
einer internationalen unabhängigen Untersuchungskommission«.
Der Aufruf zur Schaffung der Kommission wird von Lilo Wolf, der Mutter
der Ermordeten, sowie der Rechtsanwältin Angelika Lex verbreitet.
Nach Augenzeugenberichten war Andrea Wolf, die sich dem Frauenverband
innerhalb der PKK-Guerilla angeschlossen hatte, am 22. Oktober 1998 bei
einem Gefecht von der türkischen Armee gefangengenommen und nach einem
Verhör mit acht weiteren Guerillas erschossen worden. Auf Anfragen
des Auswärtigen Amtes hat die türkische Regierung diesen Sachverhalt
dementiert: Andrea Wolf sei »bei keiner Operation der türkischen
Sicherheitsbehörden innerhalb der Türkei oder außerhalb
tot oder lebendig aufgefunden worden«. Das widerspricht Angaben eines
türkischen Diplomaten, die Deutsche sei bei einem Gefecht umgekommen,
und die Behörden wüßten nicht, wo sich ihre Leiche befinde.
Diese Ungereimtheiten und die Tatsache, daß die türkische
Armee seit Jahren gegen die Zivilbevölkerung und die Guerilla vorgeht,
so der Initiativkreis, mache eine Untersuchungskommission notwendig. Die
Aufklärungsarbeit der geforderten Kommission hat laut Aufruf eine
klare Zielsetzung: »Der türkische Staat muß gezwungen
werden, die Genfer Konvention zu unterschreiben, anzuerkennen und einzuhalten.
Die Verantwortlichen für Mißhandlung, Folter und Ermordung müssen
zur Rechenschaft gezogen werden, der türkische Staat muß wegen
seiner ständigen Verstöße gegen das Völkerrecht und
seiner Kriegsverbrechen international geächtet werden.«
Rechtsanwältin Lex und der Initiativkreis sind darum bemüht,
ein breites Spektrum politisch aktiver Personen und Gruppen für die
Unterstützung dieser Sache zu gewinnen. Einige bündnisgrüne
und PDS-Politikerinnen und -Politiker hätten signalisiert, daß
sie das Vorhaben mittragen werden.
Thomas W. Klein