Fischer weist Beers Überlegungen zurück
Gegen Aufhebung des PKK-Verbots
„Die Organisation muß dem Terrorismus abschwören“
Hamburg (dpa/AP) – Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne)
lehnt eine Aufhebung des Verbots der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) in
Deutschland ab. Der Welt am Sonntag sagte er :
„Die Bundesregierung hält am Verbot der PKK fest. Über alles
andere kann man erst reden, wenn die PKK zweifelsfrei die Waffen niederlegt
und dem Terrorismus abschwört und sich Herr Öcalan einem rechtsstaatlichen
Gericht stellt“. Der Minister reagierte damit auf Überlegungen der
verteidigungspolitischen Sprecherin der Grünen, Angelika Beer, die
sich für eine Aufhebung des PKK-Verbots ausgesprochen hatte.
In Frankfurt und Hamburg demonstrierten am Wochenende mehrere tausend
Türken für eine Auslieferung Abdullah Öcalans. Der kurdische
Separatistenführer wird derzeit in Italien festgehalten. Die deutschen
Behörden haben auf die Auslieferung Öcalans verzichtet. Gegen
ihn liegt unter anderem ein deutscher Haftbefehl aus dem Jahr 1990 vor.
Der frühere Bundesinnenminister Manfred Kanther kritisierte die
rot-grüne Bundesregierung wegen des Falls Öcalan. Es sei ein
„katastrophaler“ Fehler, daß der PKK-Chef nicht in Deutschland vor
Gericht gestellt werde, sagte der CDU-Politiker der Welt am Sonntag. Die
Bonner Entscheidung, keinen Auslieferungsantrag zu stellen, nannte Kanther
„voreilig“. Nach Ansicht von Bremens Innensenator Ralf Borttscheller (CDU)
hat die Bundesregierung im Fall Öcalan „rechtsstaatliche Prinzipien
schlicht politischen Überlegungen geopfert“. Es könne aber nicht
im deutschen Interesse liegen, daß „aufgrund in Deutschland lebender
ethnischer Minderheiten auf die Durchsetzung rechtsstaatlicher Prinzipien
verzichten werden muß, weil wir sonst befürchten, Gewalt auf
deutschen Straßen zu haben“, sagte Borttscheller der Deutschen Presseagentur.
Inzwischen hat Öcalan dem ZDF zufolge seine Bereitschaft erklärt,
jederzeit vor einem internationalen Tribunal zu erscheinen. Dieses Tribunal
solle feststellen, „ob wir oder die türkische Regierung an der Eskalation
der kriegerischen Auseinandersetzungen Schuld sind, deren Folge zigtausende
Tote auf beiden Seiten sind“, erklärte der PKK-Führer nach Angaben
des Senders in einer im ZDF verlesenen Stellungnahme