Fischer - EU-Beitrittstermin Ende 1999 nennen
Bonn (Reuters) - Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne)
strebt an, daß die Europäische Union (EU) Ende des kommenden
Jahres einen Termin für die
EU-Osterweiterung nennt. Fischer sagte der "Welt am Sonntag", zu diesem
Zeitpunkt sei "Licht am Ende des Tunnels der Verhandlungen" zu sehen. Der
genannte
Termin müsse dann aber auch wirklich konkret und dürfe kein
visionäres Datum sein. Das zunächst ins Auge gefaßte Datum
für die EU-Aufnahme im Jahr 2000 sei
unrealistisch: "Das glaubt niemand mehr", sagte Fischer. Neben Polen
und Tschechien streben auch Ungarn, Slowenien, Estland und Zypern eine
Mitgliedschaft in
der EU an.
In der Diskussion um die Nato-Sicherheitspolitik bekräftige Fischer
seine Haltung zum Ersteinsatz von Atomwaffen. Über alle Aspekte der
Bündnisstrategie sei
vorurteilsfrei zu sprechen, sagte er in dem Interview. Die Erörterung
des nuklearen Ersteinsatzes dürfe keine Tabu sein. Fischer hatte vorgeschlagen,
daß die Nato
künftig den Ersteinsatz von Atomwaffen gegen Aggressoren ausschließen
soll. Bei den Nato-Partnern USA und Frankreich wie auch bei CDU/CSU und
FDP war
dies auf scharfe Ablehnung gestoßen. Auch Bundesverteidigungsminister
Rudolf Scharping (SPD) hatte Distanz zu Fischers Haltung erkennen lassen.
Auf Fragen nach dem weiteren Umgang mit der Kurdischen Arbeiterpartei
PKK in Deutschland lehnte Fischer eine Aufhebung des PKK-Verbots ab. Dies
hatte die
Grünen- Politikerin Angelika Beer gefordert. Fischer sagte, darüber
könne erst gesprochen werden, wenn die PKK "zweifelsfrei" die Waffen
ablege, dem
Terrorismus abschwöre und sich PKK-Chef Abdullah Öcalan einen
rechtsstaatlichen Gericht stelle. Öcalan war Mitte November in Rom
aufgrund eines deutschen
Haftbefehls festgenommen worden und befindet sich derzeit unter Hausarrest.
Deutschland hat auf eine Auslieferung verzichtet. Zusammen mit Italien
bemüht sich die
Bundesregierung nun, Öcalan vor einen internationalen Gerichtshof
zu stellen.
tms