Hamburg, den 9.12.98
Sehr geehrte Damen und Herren,
es kann doch nicht angehen, daß die neue Bundesregierung eine
restriktivere Waffenausfuhr beschließt und die Erlaubnis für
Waffenexporte an das Kriterium „Menschenrechtsstatus im Empfängerland“
koppelt und gleichzeitig nichts besseres zu tun hat, als das kriegführende
Militär der undemokratischen Türkei mit einem neuen Flaggschiff
für ihre Kriegsmarine auszustatten.
Am 17. Dezember 98 soll bei der Hamburger Blohm+Voss-Werft die derzeit
modernste NATO-Fregatte („Salihreis“) an die Türkei übergeben
werden. Dies zu einer Zeit, in der der türkische Generalstab in mehreren
Wellen von Großoffensiven im Südosten der Türkei und völkerrechtswidrig
im Nord-Irak seine Politik der verbrannten Erde gegen die kurdische Bevölkerung
fortsetzt und damit deutlich zu erkennen gibt, daß er eine politische
Lösung des Konflikts ablehnt und weiterhin auf eine militärische
Lösung setzt.
Wir protestieren mit Entschiedenheit gegen diese falsche deutsche Außenpolitik!
Wer eine politische Lösung des Konfliktes zwischen Türken und
Kurden fordert, darf nicht gleichzeitig die türkischen Militärs
mit der Lieferung eines neuen Lenkwaffenzerstörers belohnen. Was ist
an dieser Bundesregierung neu, wenn sie einen Folterstaat, in dem die Menschenrechte
mit Füßen getreten, kritische Politiker und Journalisten verfolgt,
verhaftet, verschleppt werden, „verschwinden gelassen“ und ermordet werden,
mit dem größten Waffenexportgeschäft Deutschlands des Jahres
1998 bedenkt?
Wir fordern u.a.
Keine Auslieferung der Fregatte an die Türkei!
Für eine politische Lösung in Kurdistan!
Um diese Forderungen zu unterstreichen, rufen wir zur Teilnahme an einer
Demonstration am Samstag, dem 12. Dezember 98, in Hamburg auf.
Auftaktkundgebung: 12 Uhr Moorweide (Theodor-Heuss-Platz), Marschroute
durch die Innenstadt, Abschluß: St.Pauli-Landungsbrücken.
Weitere Informationen bei Lühr Henken, Tel 040 - 22 26 29
Hamburger Morgenpost 9.12.98
GAL: Keine Fregatte für Türkei
Die GAL hat die Bundesregierung aufgefordert, die geplante Auslieferung
einer bei Blohm + Voss gebauten
Fregatte an die Türkei zu verhindern.
Angesichts der Menschenrechtsverletzungen und des Krieges in Kurdistan
dürfe die Fregatte "Sali Reis" nicht der Türkei
übergeben werden, forderte Vorstandssprecher Peter Schaar. Das
Ziel der GAL sei ein "rüstungsfreies Hamburg", sagte Schaar.
Mit einer Informationsveranstaltung unter Schirmherrschaft von Bürgermeister
Ortwin Runde (SPD) wird morgen abend im
Rathaus zum 50. Jahrestag der Erklärung der Menschenrechte Bilanz
gezogen. Über "Menschenrechte in der Praxis" spricht unter
anderem Rupert Neudeck, Vorsitzender des Komitees Cap Anamur.
Gleichzeitig wird in der Rathausdiele eine Ausstellung eröffnet.
Zu sehen sind etwa "100 Fotos für die Pressefreiheit",
zusammengestellt von "Reporter ohne Grenzen".
DIE WELT 9.12.98
GAL: Kriegsfregatte nicht an die Türkei ausliefern
Aktionen zum Tag der Menschenrechte
Ein Appell an Bonn und eine Aktion im Rathaus: Zum morgigen 50. Jahrestag
der Erklärung der Menschenrechte hat GAL-Landesvorstandssprecher Peter
Schaar die rot-grüne Bundesregierung aufgefordert, die Auslieferung
des bei Blohm + Voss gebauten Kriegsschiffs „Sali Reis“ an die Türkei
zu verhindern. Angesichts der Menschenrechtsverletzungen und des Krieges
in Kurdistan dürfe die Fregatte nicht übergeben werden, erklärte
Schaar.
Die Forderung stehe im Einklang mit der Koalitionsvereinbarung der
rot-grünen Bundesregierung, die Rüstungsexporte restriktiv handhaben
wolle. Der Menschenrechtsstatus des Abnehmerlandes sollte als zusätzliches
Entscheidungskriterium eingeführt werden, so Schaar. „Unser Ziel ist
ein rüstungsfreies Hamburg“, erklärte der GAL-Sprecher. Die Rüstungsindustrie
in der Region Hamburg müsse sich auf zivile Strukturen und Produktionen
umstellen. Dafür stünden auch EU-Mittel zur Verfügung. „Die
GAL tritt für Konversionsprogramme ein, die gezielte Förderung
ziviler Produktlinien in Hamburger Rüstungsbetrieben zum Gegenstand
haben.“
Mit einer großen Veranstaltung will auch Hamburgs Landesregierung
morgen ein Zeichen setzen. Ab 19 Uhr präsentieren sich nach einer
Ansprache von Bürgermeister Ortwin Runde im Rathaus sechs unterschiedliche
Menschenrechtsorganisationen, darunter die Hamburger Stiftung für
politisch Verfolgte, Unicef, Terre des Hommes und Reporter ohne Grenzen.
Fotoausstellungen und Stände sollen die Hamburger Bürger über
Menschenrechtsverletzungen in aller Welt informieren, so Stiftungschefin
Martina Bäurle, und „zeigen, was jeder einzelne dagegen tun kann“.
ari/lno
TAZ 9.12.98
Keine Fregatte für die Türkei
Forderungen und Veranstaltungen zum morgigen Tag der Menschenrechte
Die GAL hat die rot-grüne Bundesregierung aufgefordert, die geplante
Auslieferung einer bei Blohm + Voss gebauten Fregatte an die Türkei
zu verhindern. Angesichts der Menschenrechtsverletzungen und des Krieges
in Kurdistan dürfe die Fregatte „Sali Reis“ nicht der Türkei
übergeben werden, erklärte der grüne Landesvorstandssprecher
Peter Schaar gestern anläßlich des 50. Jahrestages der Menschenrechte
am 10. Dezember.
Die Forderung sei im Einklang mit der Koalitionsvereinbarung zur Bildung
einer rot-grünen Bundesregierung. Darin haben SPD und Grüne eine
restriktive Handhabung des Rüstungsexports vereinbart. Dabei
sollte der Menschenrechtsstatus möglicher Empfängerländer
als Entscheidungskriterium eingeführt werden, fordert der GAL-Vorstandssprecher.
Waffenexporte in Krisengebiete und in Staaten, in denen die Menschenrechte
verletzt werden, müßten unterbleiben. Wirtschaftlich entsprechend
orientierte Betriebe sollten auf zivile Strukturen und Produktionen umstellen.
Hierfür könnten auch EU-Mittel in Anspruch genommen werden. Der
Hamburger Senat solle die Unternehmen über entsprechende Programme
informieren.
Anläßlich des 50. Jahrestages der Erklärung der Menschenrechte
veranstaltet am Donnerstag die „Tibet Initiative“ einen Fackelzug zum Generalkonsulat
von China. Am Abend lädt der Senat zu einer Gedenkveranstaltung, auf
der unter dem Titel „Vision von 1948 - Realität von 1998“ sechs Menschenrechtsorganisationen
ihre Arbeit vorstellen werden.
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