Saarbrücker Zeitung
Kirchenasyl ist beendet
Erbach: Kurdische Familie bekommt Duldung bis Ende Januar
Erbach (SZ). Wenigstens bis Ende Januar können sie bleiben, außerdem
gibt es Hoffnung durch die sogenannte „Altfallregelung“: Das Kirchenasyl
in der Martin-Luther-Kirche in Erbach (wir berichteten mehrfach) ist nach
drei Monaten zu Ende gegangen. Die fünfköpfige kurdische Familie
Celebi hat nach Auskunft des Pfarrers Hartmut Haas eine zweimonatige Duldung
bekommen. Damit sei ihr Aufenthalt bis Ende Januar gesichert. „Ich
gehe davon aus, daß die Ausländerbehörden in jedem Fall
die Bestimmungen der neuen Regierung abwarten“, sagte Haas.
Grundlage der Duldung ist ein ärztliches Gutachten der Uniklinik
Homburg. Darin wird dem 46jährigen Vater Mehmet Celebi eine labile
psychische Verfassung aufgrund von traumatischen Erlebnissen mit türkischen
Behörden bescheinigt. Aus diesem Grund sei von einer Rückkehr
in seine Heimat abzuraten. Die Familie habe daraufhin die im September
bezogenen Jugendräume im Turm der Kirche verlassen und sei in einer
nahegelegenen Wohnung untergebracht worden. Nach Einschätzung von
Haas bestehen gute Chancen, daß die bereits 1991 in Deutschland eingereiste
Familie unter eine neue „Altfallregelung“ fällt, die zur Zeit auf
Länder- und Bundesebene diskutiert werde.
Mehmet Celebi war nach eigenen Angaben Ortsvorsteher in einem 400-
Seelen-Dorf in der Osttürkei. Nach seiner Weigerung, für den
türkischen Staat zu spionieren, sei sein Haus mehrmals durchsucht
worden. Er selbst habe mehrere Tage im Gefängnis gesessen. „Sein Asylantrag
ist mit der Begründung abgelehnt worden, daß er in einem anderen
Teil der Türkei einen sicheren Wohnort finden kann“, erklärte
Haas. Um die Entscheidung eines Berufungsverfahrens abzuwarten, sei die
Familie dann anschließend in Erbach in Kirchenasyl genommen worden.
Dort habe sich ein 15 Personen umfassender Unterstützerkreis um die
täglichen Belange und die Finanzierung gekümmert. Jetzt ist der
Aufenthalt erst einmal für zwei Monate, also bis ins kommende Jahr
hinein, gesichert, man muß abwarten, was dann getan werden kann.