Italien will Öcalan nicht ausweisen
D’Alema dementiert Berichte über Abschiebungspläne
ROM, 23. Dezember. Der italienische Premier Massimo D’Alema hat am Mittwoch
Berichte zurückgewiesen, nach denen seine Regierung über die
Ausweisung von Kurdenführer Abdullah Öcalan in ein Drittland
verhandelt. Öcalan sei frei zu reisen, wohin er wolle, sagte
D’Alema vor der Presse. Italienische und kurdische Zeitungen hatten berichtet,
Öcalan solle aus Italien ausgewiesen werden. Als mögliche Aufnahmeländer
wurden Estland, Südafrika, Libyen, Pakistan, Nordkorea und die Ukraine
genannt. Das Berufungsgericht in Rom hatte in der vergangenen Woche entschieden,
alle Beschränkungen gegen Öcalan aufzuheben.
Die italienische Tageszeitung „Corriere della Sera“ zitierte unterdessen
am Mittwoch einen kommunistischen Abgeordneten, nach dessen Angaben Öcalan
sich weigere, Italien zu verlassen, solange ihm kein anderer, sicherer
Aufenthaltsort garantiert werde. Öcalan hat in Italien politisches
Asyl beantragt.
Anfang der Woche hatte ein römischer Politiker angedeutet, Öcalan
könne aber für Verbrechen ausgeliefert werden, auf die nicht
die Todesstrafe steht. Am Mittwoch sagte D’Alema, die Spannungen
mit der Türkei seien überwunden. Über den Asylantrag Öcalans
hat Italien noch nicht entschieden. (AP)
Kölner Anzeiger 24.12.98
Rom betont: Öcalan kann frei reisen
Rom - Der italienische Ministerpräsident Massimo D’Alema hat am
Mittwoch Medienberichte zurückgewiesen, nach denen seine Regierung
über die Ausweisung von Kurdenführer Abdullah Öcalan in
ein Drittland verhandelt. Öcalan sei frei zu reisen, wohin er wolle,
sagte D’Alema.
Italienische und kurdische Zeitungen hatten berichtet, Öcalan
solle aus Italien ausgewiesen werden; als mögliche Aufnahmeländer
wurden Estland, Südafrika, Lybien, Pakistan und die Ukraine genannt.
Nach der Entscheidung des Berufungsgerichts in Rom, alle Beschränkungen
gegen Öcalan aufzuheben, sei es allein seine Entscheidung, wohin er
gehe, sagte D’Alema. Zuvor hatte sich der Kurdenführer unter Hausarrest
befunden. Die italienische Zeitung „Corriere della Sera“ zitierte einen
kommunistischen Abgeordneten, nach dessen Angaben Öcalan sich weigert,
Italien zu verlassen, solange ihm kein anderer, sicherer Aufenthaltsort
garantiert werde. Öcalan hat in Italien politisches Asyl beantragt.
Die Türkei verlangt seine Auslieferung.
Nach seinen Worten bat Öcalan auch in Athen um Aufnahme, doch
die dortige Regierung habe aus Sorge um die griechisch-türkischen
Beziehungen abgelehnt. Seine „griechischen Freunde“ seien einer der Hauptgründe,
warum er überhaupt nach Europa gekommen sei. Anfang November hatten
109 griechische Abgeordnete aller politischen Richtungen eine Einladung
an Öcalan erneuert. Zahlreiche Kurden haben in Griechenland Zuflucht
gesucht, und die PKK unterhält dort ein Büro.(ap, afp)
Stuttgarter Zeitung 24.12.98
Italien will Öcalan jetzt abschieben
ROM (dpa). Der italienische Ministerpräsident Massimo D’Alema hat
erstmals offen signalisiert, daß PKK-Chef Abdullah Öcalan in
ein anderes Land abgeschoben werden soll. ¸¸Die wahrscheinlichste
Lösung ist, daß Öcalan unser Land verläßt’’,
sagte er gestern vor Journalisten in Rom. Nach sechs Wochen der Ratlosigkeit,
deutsch-italienischer Spannungen und Andeutungen über einen ¸¸internationalen
Prozeß’’ steht die Wende im Fall Öcalan womöglich an Weihnachten
bevor. Zwar sagt D’Alema, noch stehe man mit keinem Land wegen der Aufnahme
Öcalans in Verhandlungen. Doch politische Beobachter schenken dem
nicht allzuviel Glauben. Zeitungen versichern, im römischen Außenministerium
liefen die Drähte schon seit längerem heiß. Allerdings
sollen schon einige Staaten das italienische Ansinnen abgelehnt haben.