Medya TV Online, 15.05.2002

Kalkan: Neuer Plan

Ebenso wie die Aktionen gegen den EU-Entscheid, den Willen und die Existenz der KurdInnen zu leugnen, dauern auch die Diskussionen darüber an, was der Beschluss, die PKK auf die Liste terroristischer Organisationen zu setzen, wirklich bedeutet. Der Kurdische Kongress für Freiheit und Demokratie (KADEK) hat eine neue Dimension in der Diskussion aufgezeigt, indem er auf die historischen und aktuellen Seiten der Angelegenheit verwiesen hat. So erklärte Duran Kalkan, Mitglied des KADEK-Präsidialrates, der Beschluss Europas sei Teil eines neuen Planes der Kräfte des internationalen Komplotts gegen die Kurden.

Gestern abend diskutierten in einem speziellen Diskussionsprogramm bei Medya TV kurdische und türkische Politiker und Politikerinnen über das Thema. Duran Kalkan nahm telefonisch an der Gesprächsrunde teil. Er erklärte, bei dem EU-Entscheid, der im Anschluss an die Gründung des KADEK auf Grundlage eines Demokratieprogramms getroffen wurde, handele es sich um eine Gegenoffensive internationaler reaktionärer Kräfte. Die aktuelle Situation definierte er als eine Auseinandersetzung zwischen dem antidemokratischen System Europas und dem von kurdischer Seite entwickelten demokratischen System, das auf den Interessen der Völker basiere.

Weiter verwies Kalkan auf die Rolle bestimmter kurdischer Organisationen. In der Beschlussfassung der EU sei weniger die Existenz der PKK in der Türkei ausschlaggebend gewesen, sondern vielmehr die in Südkurdistan. "Der PUK-Vorsitzende Celal Talabani fährt nach Ankara und Syrien und über unseren Genossen Cemil Bayik [siehe: www.nadir.org/nadir/initiativ/isku/AKTUELL/2002/14/059.htm] erscheinen Falschmeldungen in den Medien. Er sagt, dass er zwischen uns und der Türkei vermitteln will. Bei diesen Besuchen hat Talabani die Botschaft vermittelt, Cemil Bayik könne an die Türkei ausgeliefert werden. Es handelt sich dabei um Entwicklungen, die denen im Vorfeld des 15.-Februar-Komplotts ähneln. Im Anschluss fährt er nach Europa und trifft sich mit Amerikanern und Europäern. Und dann veröffentlicht die EU ihre Entscheidung."

Kalkan machte außerdem auf Meldungen aufmerksam, mit denen Kemal Burkay und Talabani in verschiedenen Medien die PKK verurteilt hätten. Die Rolle der Türkei in der Beschlussfassung der EU sei nicht ausschlaggebend gewesen, im Gegenteil sei wie beim 15.-Februar-Komplott versucht worden, die Türkei zu ihrem eigenen Nachteil in ein Spiel zu ziehen.

Mit dem EU-Beschluss sei noch einmal verdeutlicht worden, dass in Wirklichkeit hinter der Vernichtungspolitik in Kurdistan Europa stecke, so Kalkan. Er verwies auf verschiedene historische Fakten in diesem Zusammenhang. Die Spaltung Kurdistans sowie das System der Vernichtungspolitik sei von Europa betrieben worden. Für die Spaltung Kurdistans seien nicht nur die über Kurdistan herrschenden Länder verantwortlich, sondern in erster Linie Europa und im weiteren auch "falsche kurdische Freunde". Mit dem Beschluss sei die tatsächliche Dimension des gegen die Kurden gerichteten historischen Komplotts ans Tageslicht gekommen. Ein weiterer Punkt sei die Tatsache, dass Europa jetzt das zuvor dem Mittleren Osten auferlegte System ändern wolle und dabei wieder auf gewalttätige Auseinandersetzungen in der Region gegen demokratische Kräfte setze. Damit sei die Scheinheiligkeit der Demokratie Europas erneut offenkundig geworden.

Weiter betonte KADEK-Präsidialratsmitglied Duran Kalkan die Wichtigkeit des Kampfes des kurdischen Volkes gegen diese Machenschaften. Es bestehe kein Grund zur Besorgnis angesichts des Versuches, Auseinandersetzungen zu schüren. "Wichtig ist, auf demokratischen Wegen und mit Methoden, die auf dem Willen der Massen basieren, zu kämpfen. Wenn dies gelingt, wird der begonnene Kampf wichtige Entwicklungen für die Region, Europa und die Menschheit hervorbringen."

Als Ergebnis des kurdischen Kampfes für Demokratie werde ein demokratisches Zivilisationssystem entstehen, dass zum Nutzen der Region und der Menschheit sei. Zum Schluss dankte Kalkan dem kurdischen Volk und insbesondere den Frauen und Jugendlichen für den bisher geführten Kampf. "Der Kampf muss mit grosser Moral und Überzeugung fortgesetzt werden. Terroristisch sind nicht die Kurden, sondern diejenigen, die ein Volk verleugnen. Letztendlich werden die siegen, die das System verändern wollen."