Özgür Politika, 8.12.2002 Einsatz zeigen ! In einem telefonischen Beitrag zur Sendung „Rews“ bei Medya TV hat Murat Karayilan die sofortige Beendigung der unrechtlichen Vorgehensweise gegen den KADEK-Vorsitzenden Abdullah Öcalan gefordert. Karayilan verwies auf den Versuch des türkischen Staates, die Lösung der kurdischen Frage hinauszuzögern und damit die Bevölkerung ruhig zu stellen. Gewünscht werde ein kurdisches Volk, das sich ruhig verhalte, so Karayilan, der weiterhin dazu aufforderte, die Stimme zu erheben gegen die Isolationsbedingungen, denen Öcalan unterworfen ist, sowie gegen die Politik, die kurdische Frage buchstäblich verrotten zu lassen. Neues Konzept „Wir sind ein organisiertes Volk. Um uns unserer eigenen Realität anzunehmen, müssen wir noch organisierter sein und auf legitimen Wegen gegen diese Form der Verrottungspolitik kämpfen. Wir müssen für uns selbst und für den Vorsitzenden in Aktion treten. Es ist notwendig, dass auch die neue Regierung von der Situation etwas mitkriegt“, so führte Karayilan weiter aus. Für eine Verbesserung der Lebensbedingungen des KADEK-Vorsitzenden müsse im In- und Ausland eine Kampagne gestartet und gekämpft werden. Der türkische Staat habe ein neues Konzept entworfen: „Der Staat will sein neues Konzept über die AKP zur Anwendung bringen. Und die AKP zeigt grünes Licht. Damit kommt Gefahr auf. Für den kurdischen Kampf bedeutet dies die Entwicklung einer neuen und historischen Phase.“ Noch immer richte sich der internationale Komplott gegen das kurdische Volk, so Karayilan: „Sie wollen das eigentliche Problem begraben, der Zeit überlassen und das Volk damit ruhigstellen. Dieses Konzept wird vom Staat geplant angewandt.“ ‚Situation unseres Vorsitzendes ist dringend’ Die Hinhalte- und Verrottungspolitik werde in erster Linie auf den KADEK-Vorsitzenden Öcalan angewandt. „In den F-Typ-Gefängnissen gilt das gleiche auch für die anderen Gefangenen. Aber die Herangehensweise an unseren Vorsitzenden ist wie ein Barometer für das kurdische Volk. Alles, was ihn betrifft, betrifft auch unser Volk und unseren Kampf. Nirgendwo auf der Welt gibt es ein solches Vorgehen. Es handelt sich vollständig um ein politisches Handeln, das parallel zu dem genannten Konzept entwickelt wird. Der Kampf unseres Volkes soll damit abgewürgt werden. Deshalb muss das Volk aufmerksam sein und Einsatz zeigen für unseren Kampf. Mit dem, was unserem Vorsitzenden angetan wird, wird die Würde und Ehre des kurdischen Volkes mit Füßen getreten. Wir möchten zu diesem Thema eine Warnung aussprechen. Eine solche Herangehensweise lässt der Entwicklung von Frieden keine Chance, sondern führt zu Gewalt und Chaos. Wir sind bereit, eine bestimmte Zeit zu gewähren, aber die Verbesserung der Situation unseres Vorsitzenden ist von absoluter Dringlichkeit.“ Warnung an die USA Einhergehend mit der bevorstehenden Irak-Intervention solle die Türkei gestärkt werden, so Karayilan. Dafür habe es gewisse Vereinbarungen gegeben. Die geheim gehaltene Politik solle jetzt umgesetzt werden. „Wir warnen den Staat und die Regierung. Und wir warnen die USA. Sie wollen Absprachen für die Irak-Intervention treffen. Es sollte inzwischen bekannt sein, dass das kurdische Volk auf diese Spiele nicht reinfällt. In keinem Landesteil, in dem die kurdische Frage ungelöst ist, kann von Stabilität gesprochen werden.“ Mit den Wahlen vom 3. November habe eine neue Phase begonnen, so erklärte KADEK-Präsidialratsmitglied Murat Karayilan weiter: „Die Türkei steckt voller Probleme. Nicht nur die Wirtschaft ist ausgebeutet. Es gibt Rentiers, Banden, niedergebrannte Dörfer, extralegale Hinrichtungen, es gibt Tausende von Problemen. Die Regierung bringt keins davon zur Sprache. Die Grundlage dieser Probleme ist die ungelöste kurdische Frage. Solange sie ungelöst bleibt, wird auch kein anderes Problem gelöst werden können.“ ‚Keine sichtbaren Schritte’ Dass AKP-Chef Tayyip Erdogan gegen einen Krieg sei, könne er lediglich durch die Praxis beweisen, teilte Karayilan mit. Dafür sei es notwendig, von der seit Jahren gegen das kurdische Volk gerichteten Politik Abstand zu nehmen. Die
Regierungsmitglieder seien dabei, sich selbst zur Akzeptanz zu verhelfen.
„Basis dafür die Einigung. Sie wollen auch eine Einigung mit
den Rentiers finden. Aber mit einer solchen Herangehensweise können
nicht gleichzeitig Demokratie und Menschenrechte verteidigt werden. Es
bedeutet, dass Abstriche gemacht werden. Sie bringen das Wort Demokratie
zur Sprache, aber in der Praxis zeigen sich keinen sichtbaren Schritte.“
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