Özgür
Politika, 8. Februar 2003
"Isolation
Öcalans führt zu angespannter Atmosphäre“
Die
Zweigstellen des Menschenrechtsvereins (IHD) in Diyarbakir und Istanbul
haben ihren Bericht für den Monat Januar vorgelegt. Demnach hat es
in den kurdischen Provinzen allein im Januar mehr Festnahmen gegeben,
als in den letzten sechs Monaten zusammen. Die Isolation des KADEK-Vorsitzenden
Abdullah Öcalan sorge für eine angespannte Atmosphäre,
so heißt es in dem Bericht.
Auf einer Pressekonferenz in Diyarbakir erklärte der lokale IHD-Vorsitzende
Selahattin Demirtas, die bevorstehende Irak-Operation werde sich nachteilig
auf die Menschenrechtslage auswirken. „Obwohl sich die Bevölkerung
mit erdrückender Mehrheit gegen einen Krieg ausspricht, führt
der Staat das Land in einen neuen Krieg.“
In bezug auf die seit zweieinhalb Monaten andauernde Isolation Öcalans
erklärte Demirtas: „Resultierend aus dem geplanten Krieg und
der Isolation ist insbesondere in unserer Region in den Menschenrechtsverletzungen
ein ernsthafter und besorgniserregender Anstieg zu verzeichnen. Die Anzahl
der Festnahmen in der Region im Monat Januar ist höher als die in
den letzten sechs Monaten des Jahres 2002 insgesamt. Die schmerzhaftesten
Ereignisse im Januar waren die Gefechte in Lice und Idil. Über einen
langen Zeitraum hinweg hat es in unserer Region keine Gefechte gegeben.
Durch die Gefechte im Januar, die unserer Meinung nach aus der Anspannung
resultieren, die durch die Isolation Öcalans hervorgerufen worden
ist, haben 14 Menschen ihr Leben verloren, zwei weitere wurden verletzt.“
Die
AKP-Regierung habe nicht davor zurückgeschreckt, die seit vier Jahren
unter großen Mühen aufgebaute Atmosphäre von Frieden und
Ruhe zu zerstören, so Demirtas. „Wir müssen noch stärkeren
Einsatz als bisher zeigen, um den Frieden zu schützen und zu verhindern,
dass die Menschenrechtsverletzungen weiter ansteigen und eine Rückkehr
zu der gewalttätigen Atmosphäre stattfindet, die in unserer
Region viele Jahre lang geherrscht hat.“ Die Regierung müsse
gemäß ihrer politischen Verantwortung eine Erklärung zum
Thema Isolation abgeben, forderte Demirtas weiterhin. Es müsse ein
Kontakt Öcalans zur Außenwelt hergestellt werden. (...)
Auch
die Vorsitzende der IHD-Zweigstelle in Istanbul, Kiraz Bicici, kritisierte
auf einer Pressekonferenz, auf der der Menschenrechtsbericht von Januar
der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, die Isolation Abdullah Öcalans.
(...)
Die Statistik des Istanbuler Berichts lautet folgendermaßen:
Festnahmen: 785 (167 Frauen, 582 Männer, 36 Kinder)
Folter, Misshandlung, Gewalt: 31
Verbrechen unbekannter Täter: 3
Verletzte durch Polizeischüsse: 1
Tote im Todesfasten: 1
Verhaftungen: 19
Begnadigte Gefangene: 16
Vorübergehend geschlossene Radio- und TV-Kanäle: 5, für
insgesamt 180 Tage
Haftstrafen wegen Gedankenschuld: 2 Jahre, 8 Monate
Bombenanschläge: 3
Rechtsverletzungen im Arbeitsleben: 3
|