junge Welt, 17.11.2005 Nick Brauns Am Dienstag waren zwei Kurden getötet und mindestens 17 zum Teil schwer verletzt worden, als die Armee das Feuer auf eine Großdemonstration mit Zehntausenden Teilnehmern in der Stadt Yuksekova eröffnete. Als Sicherheitskräfte versuchten, den Demonstrationszug zu stoppen, setzten die Demonstranten einen Panzerwagen in Brand und stürzten einen weiteren um. Auch in Yuksekova waren während der letzten Monate acht Bomben explodiert. Nachdem Unteroffiziere des Militärgeheimdienstes JITEM in der vergangenen Woche in Semdinli bei einem Anschlag auf eine Buchhandlung auf frischer Tat ertappt wurden, liegt der Verdacht nahe, daß auch die Anschläge in der Provinz Hakkari auf das Konto der Konterguerilla gehen. Offensichtlich waren die JITEM-Offiziere auch im Nordirak aktiv. Das zeigen Quittungen der von Ankara unterstützten Irakischen Turkmenenfront, die Einwohner von Semdinli im Fluchtfahrzeug der Attentäter entdeckten. Ein Armeekommandant, Yasar Büyükanit, bestätigte dies inzwischen zumindest hinsichtlich des Fahrzeughalters: »Dieser Offizier sprach gut Kurdisch. Er arbeitete im Nordirak.« Nachdem am Wochenende eine Reihe türkischer Parlamentarierdelegationen Semdinli besuchten, fordern die regierende islamische AK-Partei, die kemalistische Opposition CHP und die konservative ANAP jetzt einen parlamentarischen Untersuchungsausschuß. Nach Meinung des CHP-Abgeordneten aus Hakkari, Esat Canan, solle dabei nicht nur der letzte Bombenanschlag in Semdinli untersucht werden, sondern es müßten alle in den letzten Monaten in Hakkari, Yüksekova und Semdinli stattgefundenen Explosionen aufgearbeitet werden: »Sie müssen als Ganzes betrachtet werden, denn alle 18 Bombenanschläge stehen miteinander in Zusammenhang.« |