Der Standard, 06.08.2006 Spatenstich für umstrittenes türkisches Kraftwerk Mit dem Ilisu-Damm soll der Tigris aufgestaut werden Wien - Im Rahmen eines Festaktes ist am Samstag der Spatenstich für das südostanatolische Wasserkraftwerk Ilisu durch den türkischen Premier Recep Tayyip Erdogan erfolgt. Das Kraftwerk mit einer Leistung von 1200 Megawatt wird nach einer Bauzeit von sieben Jahren rund zwei Millionen Haushalte in der Türkei mit Energie beliefern. Mit dem Ilisu-Damm soll der Tigris im Südosten der Türkei aufgestaut werden. Die Staumauer soll 1.820 Meter lang und bis 135 Meter hoch sein. Türkische Lokalpolitiker und Umweltschützer laufen Sturm gegen das Projekt, weil die mehr als zehntausend Jahre alte Stadt Hasankeyf unter dem Wasser des Damms versinken wird. Zudem müssen mehr als zehntausend Menschen umgesiedelt werden. "Das Wasserkraft-Projekt Ilisu ist ein wichtiger Export-Erfolg für österreichisches, deutsches und Schweizer Know-How. Das Auftragsvolumen umfasst insgesamt 1,2 Milliarden Euro", berichtete der Sprecher des Ilisu-Konsortiums, Alexander Schwab. "Ilisu schafft für mehrere Jahre tausende Arbeitsplätze in einer durch hohe Arbeitslosigkeit gekennzeichneten Region. Zugleich sichert das Projekt hunderte hoch qualifizierte Jobs in Österreich, Deutschland und der Schweiz." Die österreichische VA-Tech Hydro ist an dem Projekt mit einem Auftragsvolumen von rund 250 Mio. Euro beteiligt. Das Projekt werde die nationalen
und internationalen Standards in Bezug auf Umwelt- und Sozialverträglichkeit
erfüllen, versicherte Schwab. So habe die Türkei auch den gesetzlichen
Schutz der Bewohner im Bereich der Entschädigungen bei Umsiedlungen wesentlich
verbessert. Die wertvollen Kulturschätze der Stadt Hasankeyf würden -
insofern sie unter die Wasserlinie des Stausees zu liegen kämen - versetzt
und nach Restaurierung neu aufgestellt. (APA)
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