ORF.at, 07.05.2007
Glawischnig
will Staudammprojekt Ilisu verhindern
Die Dritte Nationalratspräsidentin und Umweltsprecherin der Grünen, Eva
Glawischnig, reist am 28. Mai für vier Tage in die Türkei mit dem Ziel,
das umstrittene Staudammprojekt Ilisu in Ostanatolien zu verhindern.
"Das Staudammprojekt ist
eine ökologische Katastrophe, die in Europa niemals genehmigt werden würde",
erklärte Glawischnig in einem Interview mit der "Kronen Zeitung"
(Sonntag-Ausgabe).
Kredithaftung steht
Die Kredithaftung für 285 Millionen Euro der Baukosten wurde von der österreichischen
Kontrollbank übernommen. Deutschland und die Schweiz hätten ihre Unterstützung
von Österreich abhängig gemacht, so die grüne Parlamentarierin. Sie forderte,
massiven Druck auf Vizekanzler und Finanzminister Wilhelm Molterer (ÖVP)
auszuüben, um nach Ausstiegsmöglichkeiten zu suchen.
Weltkulturerbe wird zerstört
Der Tigris, "der in der Bibel als Teil des Paradieses beschrieben
wird", soll laut Glawischnig auf einer Länge von 130 Kilometern aufgestaut
werden. Unter anderem sei die 11.000 Jahre alte Stadt Hasankeyf betroffen.
"Es kann nicht sein, dass Österreich verantwortlich dafür ist, dass
in einem anderen Land Weltkulturerbe zerstört wird", so Glawischnig.
Der Grund, warum sich Österreich
an dem umstrittenen Projekt beteilige, sei, dass "es ein gutes Geschäft
ist". Die Grazer Maschinenbaufirma Andritz liefere um 230 Millionen
Euro Turbinen für den Stausee, betonte Glawischnig.
Auflagen nicht zu erfüllen?
Die Kreditgarantie sei zwar "mit 150 Auflagen" versehen. Dabei
gehe es auch um ökologische Kriterien, etwa den Schutz gewisser Tierarten.
"Ich bin überzeugt, dass diese Auflagen nicht erfüllt werden und
auch nicht werden können. Hier muss Wilhelm Molterer einhaken", zeigte
sich die grüne Umweltsprecherin aber skeptisch.
Bis heute habe kein österreichischer
Politiker das Gebiet besucht. 80 Prozent der Betroffenen seien gegen die
Flutung. Die Lebensgrundlage von 54.000 Menschen würde zerstört. Die Folge
wäre ein Flüchtlingsstrom, der bis nach Europa reichen könnte. "Ich
will zeigen, dass es in Österreich auch eine andere Haltung als die der
Regierung gibt. Ich muss da hin", sagte Glawischnig.
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