Kronen Zeitung, 17.10.2007 Ilisu-Staudamm Viele Familien in Türkei bereits illegal enteignet Von Doris Vettermann Die Unterschrift des Ilisu-Vertrages ist kaum getrocknet, da hat die Türkei auch schon die ersten Familien illegal enteignet. Ohne Wissen der Partner in Österreich, Deutschland und der Schweiz und ohne Einhaltung der - angeblich so verbindlichen - Auflagen. Die Betroffenen sind vor Gericht gezogen. Immer wieder wurde von den Verantwortlichen des Staudamm-Projektes erklärt, die Türkei sei ein verlässlicher Partner, die Auflagen werden in jedem Fall eingehalten. Dass dem jedoch nicht so ist, zeigt sich nun schon kurz nach der Kreditzusage. Auf eigene Faust und ohne die Geschäftspartner zu informieren, startete die Türkei die ersten Enteignungen in fünf Dörfern entlang des Tigris. "Das ist illegal! Die Auflagen wurden nicht eingehalten", so Ulrich Eichelmann von "eca-watch". Den Betroffenen wurden nur sehr geringe Entschädigungssummen angeboten, viele sind deshalb vor Gericht gezogen. Noch gibt es nicht einmal für die gesamte Region einen Umsiedlungsplan, beziehungsweise kennen ihn die Menschen, die bald ihre Häuser verlassen müssen, nicht. Umweltschützer und Menschenrechtsaktivisten befürchten, dass dies nicht die letzten illegalen Vorgänge beim Ilisu-Staudamm gewesen sind. Deshalb wollen sie ein Informations- und Beobachtungszentrum in der historischen Stadt Hasankeyf einrichten. Eichelmann: "Wir werden die Bauvorbereitungen dokumentieren und auf die Missstände aufmerksam machen."
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