Tagblatt, 12.01.2009 Baustopp am Ilisu-Staudamm WIEN. Die Bauarbeiten für den Ilisu-Staudamm in der Türkei sind gestoppt worden. 564 Arbeiter, die auf der Baustelle bei der Stadt Hasankeyf tätig waren, haben für zwei Monate unbezahlten Urlaub bekommen, wie das Ilisu-Lieferkonsortium in Wien mitteilte. Das Konsortium, dem auch die Schweizer Bau- und Ingenieursfirmen Maggia, Colenco und Stucky sowie der Turbinenbauer Alstom angehören, bezog sich dabei auf eine Meldung "Informationsstelle Kurdistan". Grund für den Baustopp sei, dass die Schweiz, Deutschland, und Österreich den Kredit wegen der Nicht-Erfüllung von Auflagen für 180 Tage ausgesetzt haben, erklärte das Konsortium weiter. Die federführend von der türkischen Baufirma Nurol und Cengiz und ausländischen Unternehmen durchgeführten Bauarbeiten seien damit weitgehend gestoppt. Insgesamt arbeiten gemäss türkischem Wasseramt derzeit rund 700 Bauarbeiter am Ilisu-Staudamm. Ende Dezember hatten die Exportkreditversicherungen Deutschlands (Euler-Hermes), Österreichs (Oesterreichische Kontrollbank) und die Schweizerische Exportrisikoversicherung (Serv) das Lieferkonsortium angewiesen, die Verträge für das Projekt auszusetzen. Diese Suspendierung dauert gemäss Vertrag ein halbes Jahr. Bis dahin hat die Türkei Zeit, gemachte und nicht gehaltene Vereinbarungen bei Umwelt, Kulturgütern und Umsiedlung zu erfüllen. Gelingt dies nicht, droht dem milliardenschweren Bau das Aus. Die Türkei will am Fluss Tigris einen 312 Quadratkilometer grossen See aufstauen und ein Kraftwerk bauen, das rund zwei Millionen Haushalte mit Strom beliefern soll. Dafür sollen zehntausende Menschen umgesiedelt werden. Zudem würde die archäologisch wichtige Stadt Hasankeyf in den Fluten versinken. (sda/apa)
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