Frankfurter Rundschau, 05.01.2015

Syriens Exil-Opposition wählt neuen Vorsitzenden

Die Nationale Syrische Koalition ist das wichtigste Bündnis der syrischen Exil-Opposition. Ihr neuer Chef Chudscha hält wenig von Moskaus Bemühen, die Friedensgespräche wiederzubeleben.

Das vom Westen unterstützte syrische Oppositionsbündnis Nationale Syrische Koalition hat den Arzt Chaled Chudscha zu seinem neuen Vorsitzenden gewählt. Der 49-Jährige erhielt bei einer Abstimmung am späten Sonntagabend eine knappe Mehrheit, wie das Bündnis mitteilte. Chudscha ist damit Nachfolger von Hadi al-Bahra, dessen Amtszeit abgelaufen war. Er vertrat das Oppositionsbündnis bislang in der Türkei. Der langjährige Exilpolitiker gilt als der Regierung in Ankara nahestehend.

Der neue Vorsitzende kritisierte den russischen Vorstoß, in Moskau die Friedensgespräche zwischen dem syrischen Regime und der Opposition wiederzubeleben. Russlands Regierung habe für das Ende Januar angedachte Treffen nicht die Nationale Syrische Koalition, sondern nur einzelne Vertreter der Opposition eingeladen, sagte er am Montag in Istanbul. Mitglieder der Koalition würden nicht an den Gesprächen teilnehmen.

Chudscha stammt aus Damaskus und wurde unter dem früheren syrischen Präsidenten Hafis al-Assad zweimal festgenommen. Er lebt seit 29 Jahren im Exil. Die Nationale Syrische Koalition ist der wichtigste Zusammenschluss der syrischen Exil-Opposition. Sie sitzt in Istanbul und bestimmt auch eine Exil-Regierung. Diese nimmt für sich in Anspruch, syrische Gebiete unter Kontrolle von Rebellen zu verwalten.

Der tatsächliche Einfluss der Regierung und der Koalition in Syrien ist jedoch äußerst begrenzt. Das Oppositionsbündnis wird vom Westen, von der Türkei sowie von wichtigen arabischen Staaten wie Saudi-Arabien und Katar unterstützt. (dpa)

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