Der Standard, 07.01.2015

http://derstandard.at/2000010050896/Anschlag-auf-Polizeiwache-in-Istanbuls-Altstadt

Istanbul: Linksextreme bekennen sich zu Selbstmordattentat

Ein Polizist getötet, ein weiterer schwer verletzt – Zweite mutmaßliche Tat von DHKP-C innerhalb von zwei Wochen

Istanbul - Die linksextreme Gruppe "Revolutionäre Volksbefreiungsfront" (DHKP-C) hat sich zu dem Selbstmordanschlag in Istanbul bekannt, bei dem am Dienstag ein Polizist getötet wurde. Auf ihrer Website veröffentlichte sie ein Statement, wonach sich der Anschlag gegen die AKP-Regierung richte, die für den Tod des 15-jährigen Berkin Elvan verantwortlich sei, der im März 2014 im Zuge der Gezi-Proteste starb. "Es ist derselbe Staat, der Berkin Elvan erschossen hat und nun diebische Minister schützt", hieß es in der Verlautbarung.

Bei dem Anschlag in der Altstadt von Istanbul war die Attentäterin in eine Polizeiwache nur wenige Schritte von der historischen Blauen Moschee entfernt eingedrungen und hatte sich in die Luft gesprengt, wie der Regierungschef der Millionenstadt, Vasip Sahin, sagte. Ein weiterer Polizist wurde demnach schwer verletzt.

Die Identität der Täterin sei noch nicht geklärt, sagte Sahin am Tatort. Sie habe die Polizisten auf Englisch angesprochen unter dem Vorwand, sie habe ihre Geldbörse verloren.

Granate auf Polizisten

In der vergangenen Woche hatte ein Mann in Istanbul eine Granate auf Polizisten geworfen, wozu sich ebenfalls die DHKP-C bekannte. Sie verübte im vergangenen Jahr auch einen Selbstmordanschlag auf die US-Botschaft in Ankara. Die DHKP-C wird von der Türkei, der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft, in den vergangenen Jahren war sie für mehrere Anschläge in der Türkei und im Ausland verantwortlich.

Der Stadtteil Sultanahmet wird jeden Tag von zehntausenden Touristen besucht. Die Blaue Moschee und die nahe gelegene Hagia Sophia sowie das Topkapi-Museum gelten als Besuchermagnete. (APA, red, 7.1.2015)