Der Tagesspiegel, 12.01.2015 http://www.tagesspiegel.de/politik/ahmet-davutoglu-in-berlin-ein-hoch-auf-die-neue-tuerkei/11221010.html Ahmet Davutoglu in Berlin Ein Hoch auf die "neue Türkei" von Albrecht Meier Bei einer Rede vor Landsleuten in Berlin zeichnet der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu das Bild eines Landes, das fest an der Seite der Auslandstürken steht. Laute Musik schallt
aus den Lautsprechern, überall werden Türkei-Flaggen geschwenkt, gelegentlich
auch die deutsche und die türkische Fahne als Zweier-Kombination. Als
der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu gegen 20 Uhr im Berliner
Tempodrom auf die Bühne tritt, schwillt der Jubel im Zeltbau noch einmal
um ein paar Dezibel an.
Geschenke zur Geburt von Kindern Es ist ein Land, auf
das sich die Auslandstürken bei Bedarf verlassen können sollen. Als kleine
Überraschung hat Davutoglu seinen Zuhörern die Nachricht mitgebracht,
dass türkische Mütter bei der Geburt ihrer Kinder künftig auch im Ausland
ein Geschenk des Staates erwarten können – und zwar im Gegenwert von umgerechnet
rund 110 Euro beim ersten Kind und rund 220 Euro beim dritten Kind. Merkel lobt Rolle Ankaras im Syrien-Konflikt Zuvor hatte Davutoglu
nach seiner Begegnung mit Merkel davon gesprochen, dass die Bevölkerungen
Deutschlands und der Türkei angesichts der rund drei Millionen türkischstämmigen
Menschen in Deutschland und der zahlreichen Deutschen, die sich an Orten
wie Antalya dauerhaft niedergelassen haben, inzwischen miteinander „verwoben“
seien. Aber gleichzeitig kam Davutoglu bei der gemeinsamen Pressekonferenz
mit Merkel auch auf Angriffe auf Moscheen in Deutschland und islamfeindliche
Übergriffe zu sprechen. In solchen Fällen sei eine klare Verurteilung
durch die Bundesregierung sehr wichtig. Davutoglu zeigt sich enttäuscht über mangelnde Solidarität Dennoch steht offenkundig
nicht alles in den Beziehungen zwischen der EU und der Türkei zum Besten.
Davutoglu zeigte sich enttäuscht darüber, dass die Türkei nach dem Anschlag
in der vergangenen Woche in Istanbul anders als im Fall des Massakers
in der Redaktion des Pariser Satiremagazins „Charlie Hebdo“ und der Morde
in einem jüdischen Supermarkt keine internationale Solidarität erfahren
habe. Bei dem Anschlag in Istanbul hatte eine Selbstmordattentäterin an
der Wache der Touristenpolizei einen Polizisten mit in den Tod gerissen. |