handelsblatt.com, 21.01.2015

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Erdogan attackiert Zentralbank erneut

Trotz der Zinssenkung vom Dienstag attackiert der türkische Präsident Tayyip Erdogan die zentralbank seines Landes weiter scharf. Mit deutlichen Worten verlangt der Staatschef noch niedrigere Zinsen.

IstanbulPräsident Recep Tayyip Erdogan greift die türkische Zentralbank mit ungewohnt deutlichen Worten an und verlangt niedrigere Zinsen. „Wenn wir Investitionen wollen in der Türkei, wenn wir Arbeitsplätze schaffen wollen – dann ist das nicht möglich mit diesem Zinssatz“, sagte Erdogan am Mittwoch in Istanbul. „Diese Rate muss nach unten gehen, damit es Unternehmensgründungen und Wettbewerb gibt.“

Die Währungshüter hatten erst am Dienstag den Schlüsselzins von 8,25 auf 7,75 Prozent gedrückt, in der Euro-Zone liegt er bei 0,05 Prozent. Im Kampf gegen den Verfall der türkischen Lira hatte die Notenbank den Leitzins Anfang 2014 auf zehn von 4,5 Prozent angehoben und damit für eine Abkühlung der Konjunktur gesorgt. In den folgenden Monaten hatte Erdogan – damals noch als Ministerpräsident – wiederholt Zinssenkungen gefordert.

Erdogan reicht die aktuelle Reduzierung nicht. Die Zentralbank habe „die Botschaft nicht verstanden". „Sie wird weiter kritisiert, so lange sie weiter den falschen Weg beschreitet", betonte er. „Als Präsident dieses Landes werde ich weiter sensibel bleiben, wenn es um dieses Thema geht.“ In den Industriestaaten gilt eine derart offene Kritik an einer Zentralbank als Tabuthema, da diese unabhängig von der Politik agieren sollen.