junge Welt, 27.01.2015

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Kobani ist frei

Kurdische Kämpfer vertreiben »Islamischen Staat« aus Stadt in Nordsyrien

Nach monatelangen Gefechten haben Kämpfer die kurdische Stadt Kobani (arabisch: Ain Al-Arab) in Nordsyrien vollständig von der dschihadistischen Miliz »Islamischer Staat« (IS) befreit. Nach einer mehrtägigen Offensive der kurdischen Volksverteidigungseinheiten YPG, die von Luftangriffen der US-geführten Koalition begleitet wurde, wurden am Montag nachmittag die letzten IS-Mitglieder aus der seit über vier Monaten umkämpften Stadt vertrieben, meldete die Nachrichtenagentur Firat. Die Bewohner Kobanis feierten demnach den Sieg. Auf der türkischen Seite der Grenze tanzten Flüchtlinge aus Kobani vor Freude. Die Kurden brachten am Montag im Osten Kobanis die letzten Viertel unter ihre Kontrolle, wie einer ihrer Sprecher gegenüber der Nachrichtenagentur dpa bestätigte. Anschließend durchkämmten sie dort Häuser nach Sprengladungen, die die Dschihadisten dort versteckt hatten. Der IS hat damit eine seiner schwersten Niederlagen seit Ausbruch des Konflikts erlitten.

Er hatte im September seinen Vormarsch auf die Stadt an der Grenze zur Türkei begonnen. Zunächst überrannten dessen Kämpfer die Dörfer im Umland und trieben Zehntausende Menschen in die Flucht. Von Kobani selbst konnte die dschihadistische Miliz teilweise mehr als die Hälfte unter Kontrolle bringen. Mit Hilfe von Luftangriffen der USA und arabischer Verbündeter gelang es den Kurden jedoch, den IS nach und nach zurückzudrängen. »Der Widerstand in Kobani hat den Mythos der Unbesiegbarkeit des IS nun endgültig gebrochen«, erklärte die Vizevorsitzende der in den syrischen Kurdengebieten politisch führenden Partei der Demokratischen Union, Asia Abdullah, telefonisch aus Kobani. Die Kurden hoffen nun, die IS-Kämpfer auch in anderen Kampfgebieten zurückdrängen zu können.

Der in Kobani für Verteidigung Verantwortliche, Ismet Hassan, erklärte, die Kurden wollten ihren Feldzug fortsetzen. Dörfer im Umkreis von etwa 40 Kilometern stünden noch unter Kontrolle des IS. »Wir appellieren an die internationale Gemeinschaft, einen humanitären Korridor zu öffnen, um Kobani zu helfen«, sagte Hassan. Auch im benachbarten Irak meldeten die Sicherheitskräfte Erfolge gegen den IS. Die Kämpfer seien aus der kompletten Provinz Dijala nördlich von Bagdad vertrieben worden, zitierte der Nachrichtensender Al-Arabija einen Polizeioffizier. (dpa/jW)