junge Welt, 28.01.2015

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Ankaras Traum

Türkei will »neuen Mittleren Osten«

Auf einem Kongress der Regierungspartei AKP in Diyarbakir versprach der türkische Ministerpräsident Ahmed Davutoglu am Sonntag eine »friedliche Lösung für die kurdische Frage«. Seine Regierung strebe einen »neuen Mittleren Osten« an, der »Heimat für Türken, Kurden und Araber« sein solle. »Gegen die Tyrannen in Syrien wollen wir einen neuen Mittleren Osten, den Türken, Kurden und Araber überall zusammen aufbauen sollen«, wird der Regierungschef in der englischen Ausgabe der Tageszeitung Hürriyet zitiert. »Die tapferen Türken, Kurden und Zaza werden überall zusammen leben und diese Bruderschaft wird ewig währen«, so Davutoglu. Die Türkei werde den Islam vertreten, symbolisiert durch den Halbmond auf der türkischen Fahne. Zaza ist eine Bezeichnung für Kurden in der Türkei, die die Zazaki-Sprache sprechen, die dem Gorani ähnelt, das von Kurden im Iran und auch im Nordirak gesprochen wird. Der Frieden in der Region sei in der Geschichte durch innere und äußere Feinde immer wieder torpediert worden, so Davutoglu. Er und Präsident Recep Tayyip Erdogan arbeiteten daran, dass das nicht so bleibe.

Um die Türkei und den angestrebten »neuen Mittleren Osten« der AKP-Regierung noch besser schützen zu können, hat nun auch der NATO-Partner Spanien eine »Patriot«-Raketenabwehrbatterie in den Südosten des Landes an die Grenze zu Syrien geschickt. Die Raketen wurden am 26. Januar auf dem Gelände der Recai-Engin-Kaserne in Adana stationiert, erklärte der leitende Kommandeur Luis Burgos Sanchez. Fünf Abschussrampen mit je vier Raketen seien schon einsatzbereit. Die Raketen haben eine Reichweite von 70 Kilometern. Er und sein Team würden eng mit den türkischen Streitkräften zusammenarbeiten.

Spanien löst die Niederländer ab, die seit Anfang 2013 mit Deutschland und den USA den »Patriot«-Raketenabwehrschirm an der Grenze zu Syrien bilden. Die Türkei zu unterstützen sei normal, so der spanische Verteidigungsminister Pedro Morenés. »Wir unterstützen auch einen Sicherheitskorridor, den die Türkei mit anderen NATO-Alliierten in dieser Region einrichten will.« Die Führung in Ankara will im Grenzgebiet mit Syrien – auch auf syrischem Territorium – eine Flugverbotszone durchsetzen. Seit Ende 2011 rollen – unter Kontrolle des türkischen Geheimdienstes MIT – über Adana Waffentransporte für die Aufständischen in Syrien. (kl)