kurier.at, 1.2.2015 Noch keine Wende im Kampf gegen IS Militärexperte Feichtinger
sagt jahrelangen Kampf gegen die Extremisten voraus. Mitnichten, meint Brigadier Walter Feichtinger, Leiter des "Instituts für Friedenssicherung und Konflikt- management" an der österreichischen Landesverteidigungsakademie. Dass die Extremisten die nordsyrische Grenzstadt verloren haben, sei zwar "von großer Symbolkraft und für die Moral der Truppe ein Rückschlag", eine entscheidende Wende im Kampf gegen den IS kann der Offizier im KURIER-Gespräch aber nicht erkennen. Kobane sei ein Sonderfall.
Motivierte und strategisch gut geführte Bodentruppen hätten in Allianz
mit US-geführten Bombardements – 80 Prozent aller Luftschläge in Syrien
galten der Kobane-Region – zu diesem Erfolg geführt. "Doch diese
Konstellation sehe ich anderswo kaum", analysiert Feichtinger. IS-Hochburg Mossul Brigadier Feichtinger… 'Kobane
war ein Sonderfall', so Brigadier Walter Feichtingerlter Feichtinger -
Foto: Nadja Meister Sie wäre ungleich verlustreicher
als die Schlacht um Kobane. Ihn dieser ließen mehr als 1000 Dschihadisten
ihr Leben, zudem 460 kurdische Kämpfer sowie Dutzende Zivilisten. Vor
diesem Hintergrund könnte es sich auch um einen taktischen Rückzug der
"Gotteskrieger" gehandelt haben, meint Feichtinger. "Sie
haben professionelle Militärplaner. Weitere Kräfte zu opfern, wäre unklug,
wenn man sie anderswo braucht", erläutert der Offizier. Immerhin
kontrolliert der IS ein Gebiet der Größe Großbritanniens – und hat am
Freitag die von Kurden gehaltene Stadt Kirkuk angegriffen. Selbst nach
fünf Monaten massiver Luftangriffe hat das sogenannte "Kalifat"
nur ein Prozent seines Territoriums eingebüßt. … Die USA kalkulieren drei Jahre,
bis die irakischen Verbände neu aufgestellt sind und als schlagkräftige
Truppe dem IS die Stirn bieten können. Feichtinger ist skeptisch, ob das
gelingen kann. "Zumindest ebenso wichtig wäre es, die sunnitischen
Stämme, die sich teilweise mit dem IS verbündet haben, zu gewinnen. Das
hätte einen doppelten Effekt: Der IS würde geschwächt und die Anti-Terror-Allianz
durch kampferprobte Männer gestärkt." Aber, so der Brigadier, "der
Konflikt wird uns noch lange beschäftigen".
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