Welt, 31.1.2015


IS-Miliz gesteht eine Niederlage in Kobani ein

Die vom IS über Monate heftig umkämpfte Stadt Kobani ist befreit. Die Terrormiliz gesteht ihre Niederlage ein. Für die Bewohner der befreiten Stadt ist das Leiden aber noch nicht zu Ende.

Vertreter der Terrormiliz Islamischer Staat haben ihre Niederlage im Kampf um die Stadt Kobani an der syrisch-türkischen Grenze eingeräumt. Der Hauptgrund dafür seien die Luftangriffe des Bündnisses unter Führung der USA gewesen, erklärten zwei Kämpfer in einem von der Nachrichtenagentur Aamak News veröffentlichten Video.

Kurdische Truppen hatten die Stadt diese Woche nach monatelangen Kämpfen wieder unter ihre Kontrolle gebracht und IS-Kämpfer vertrieben, die zeitweise die halbe Stadt besetzt gehalten hatten. Das Video der IS-Kämpfer wurde am späten Freitagabend in Umlauf gebracht.

Nach der Vertreibung der Terrormiliz bitten die Bewohner um internationale Hilfe. Der Chef der selbst ernannten Regionalregierung von Kobani, Anwar Muslim, richtete einen dringenden Appell an die Staatengemeinschaft, den Wiederaufbau der Stadt zu unterstützen. "Jede humanitäre Organisation ist willkommen", sagte er vor Journalisten in der Ortschaft nahe der türkischen Grenze. Mindestens 50 Prozent der Stadt seien völlig zerstört, hieß es.

15.000 Bewohner ohne Essen und Medikamente

Kurden-Sprecher Idriss Nassan sagte, dass die Stadt nur Dank der Koordination mit der nordirakischen Peschmerga-Armee und der internationalen Koalition – die Luftangriffe auf die Dschihadisten fliegt – befreit werden konnte.

Für die derzeit rund 15.000 Bewohner sei es im Moment aber noch unmöglich, ohne Hilfe über die Runden zu kommen. Es gebe weder Essen noch Kleidung oder Medikamente. Deswegen sei ein Versorgungskorridor nötig.

Wie viel der Wiederaufbau kosten wird, war zunächst unklar. Nassan kündigte eine Bestandsaufnahme der Schäden an. Ein Expertenkomitee sei dafür gebildet worden, das auch die Hilfen koordinieren solle.