Süddeutsche Zeitung, 30.1.2015 Kurden können
IS zurückschlagen Der IS versucht die Stadt
Kirkuk einzunehmen, wird jedoch zurückgedrängt. Die Stadt ist Zentrum
der irakischen Ölindustrie. Heftige Kämpfe in Kirkuk Mit Unterstützung der US-Luftwaffe haben kurdische Einheiten einen Großangriff von Kämpfern der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) im Nordirak zurückgeschlagen. Gouverneur Nadschm al-Din Karim sagte, es habe heftige Gefechte gegeben. Die Offensive sei schließlich mit Hilfe von Luftangriffen der US-geführten multinationalen Koalition abgewehrt worden. Dabei soll ein kurdischer General und fünf weitere Peschmerga-Kämpfer getötet sowie mehr als 40 Menschen verletzt worden sein. Die Opferzahl könnte sich demnach aber noch erhöhen. Bei den Dschihadisten soll
es nach Behördenangaben dutzende Tote gegeben haben. Von unabhängiger
Seite konnte das zunächst nicht bestätigt werden. Die vom Sicherheitsausschuss
der Provinz Kirkuk verhängte Ausgangssperre ab 10.00 Uhr Ortszeit wurde
nach Polizeiangaben später wieder aufgehoben. Dutzende Einwohner in Kirkuk
gaben Freudenschüsse in die Luft ab und begrüßten so den Sieg über die
Dschihadisten. Der IS hatte die Stadt
im Laufe des Tages angegriffen. In der Nähe des Hauptquartiers der Sicherheitskräfte
im Zentrum von Kirkuk gelang es den Kämpfern, eine Autobombe zu zünden.
Dabei wurden fünf Menschen verletzt. In Dschalawla im Süden von Kirkuk
starben bei einem Selbstmordattentat auf kurdische Peschmerga fünf der
Kämpfe. In Kirkuk leben eine Million
überwiegend kurdischen Einwohner. Die Stadt ist das Zentrum der irakischen
Erdöl-Industrie. Von Kirkuk aus verläuft die größte Rohöl-Pipeline des
Iraks in die Türkei. Seit sich die irakische Armee im vergangenen Jahr
angesichts der Angriffe des IS zurückgezogen hat, verteidigen kurdische
Peschmerga-Einheiten die Stadt. Die Dschihadisten hatten die Attacken
den Angaben zufolge bei dichtem Nebel an drei Fronten vor allem im Süden
Kirkuks gestartet. Die Kämpfe dauerten am Mittag weiter an. Die Lage sei
aber "unter Kontrolle", hieß es vonseiten der Peschmerga. Der IS gilt als eine der reichsten Terrorgruppe der Welt. Das Vermögen wird von Nachrichtendiensten auf weit mehr als eine Milliarde Dollar geschätzt. Die Miliz finanziert sich weitgehend selbst. Die Einnahmen stammen vor allem aus Erpressung, Kunstraub, Entführungen und Schmuggelgeschäften. Erdöl war früher angeblich die Haupteinnahmequelle, heute sollen es Steuern sein. Einer Schätzung des Bundesnachrichtendienstes vom November 2014 zufolge verbraucht der IS den größten Teil der "noch vorhandenen Erdölförderung" mittlerweile selbst. In der irakischen Hauptstadt
Bagdad starben bei einem Doppelanschlag laut Medienberichten mindestens
44 Menschen. Die Sprengsätze seien auf einem zentralen Markt, auf dem
auch gebrauchte Militäruniformen verkauft werden, explodiert berichtete
das Nachrichtenportal Sumaria News. Mindestens 70 Menschen wurden verletzt.
Unter den Opfern seien auch Sicherheitskräfte. Zu der Tat bekannte sich
zunächst niemand. Im Irak sowie in Syrien hat die Terrormiliz Islamischer
Staat große Landstriche unter ihrer Kontrolle. Die im syrischen Bürgerkrieg
erstarkten Extremisten hatten sich im vergangenen Jahr den Konflikt zwischen
Sunniten und Schiiten im Irak zunutze gemacht, die Millionenstadt Mossul
erobert und waren weiter in Richtung Bagdad vormarschiert. Ein militärischer
Sieg gegen den IS ist nicht in Sicht. |