Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2.2.2015

Kampf gegen IS
Kurden erobern 30 Dörfer bei Kobane zurück

Kurdische Kämpfer haben nicht nur Kobane befreit, sondern drängen nun die Terrormiliz „Islamischer Staat“ auch aus dem Umfeld der Stadt zurück. Rumänien bestreitet derweil Anschuldigungen, Munition an die Islamisten verkauft zu haben.

Nach der Rückeroberung der nordsyrischen Stadt Kobane vor einer Woche drängen die Kurden die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) auch im Umland immer weiter zurück. Kurdische Einheiten hätten mittlerweile mindestens 30 Dörfer eingenommen, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Montag mit. Sie kontrollieren demnach rund um Kobane einen etwa zehn Kilometer breiten Gürtel. Bei den Kämpfen seien seit Sonntag mindestens zehn IS-Kämpfer ums Leben gekommen, hieß es weiter.
Die kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) hatten die IS-Miliz vor einer Woche vollständig aus der Stadt vertrieben. Sie wollen jetzt auch das Umland befreien. Die Kurden hatten in der Region vor einem Jahr eine Selbstverwaltung ausgerufen. Kobane selbst gleicht nach der Rückeroberung einer Trümmerwüste. Die heftigen Gefechte und die Luftangriffe der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten haben weite Teile der Stadt in Schutt und Asche gelegt.
Bewohner und kurdische Peschmerga-Kämpfer haben derweil im Nordirak ein Massengrab mit den Überresten von 50 Menschen gefunden, die die IS-Terrormiliz umgebracht haben soll. Bei den Leichen handele es sich um Angehörige der religiösen Minderheit der Yeziden, erklärte ein irakischer Offizieller am Montag. Demnach wurde das Massengrab nördlich des Sindschar-Gebirges entdeckt. Unter den Toten seien auch Frauen und ein Kind. Die Extremisten hätten die Menschen erschossen und einigen Opfern die Köpfe abgetrennt.
Der IS hatte die Sindschar-Region im vergangenen Sommer eingenommen und Zehntausende Menschen in die Flucht getrieben, die meisten von ihnen Yeziden. Der IS verfolgt sie als „Ungläubige“ und „Teufelsanbeter“. Im Sindschar-Gebirge kesselten die Extremisten mehrere Tausend Menschen über Wochen ein. Nach der Rückeroberung des Gebietes durch die Kurden war dort Ende Dezember bereits ein Massengrab mit rund 70 getöteten Yeziden entdeckt worden.
Rumänien hat unterdessen Anschuldigungen aus dem Irak zurückgewiesen, wonach das EU- und Nato-Land dem IS Rüstungsgüter verkauft haben soll. Das Außenministerium in Bukarest verlangte am Montag eine öffentliche Entschuldigung für die „grundlosen Anschuldigungen“. Der Vorsitzende des Sicherheits- und Verteidigungsausschusses im irakischen Parlament, Hakim Zamili, soll Medienberichten zufolge gesagt haben, dass Rumänien Munition im Wert von 300 Millionen Dollar (265 Millionen Euro) an den IS verkauft habe. Das Geschäft sei von einem Nachbarland des Iraks finanziert worden.