Tageblatt.lu,
2.2.2015
PKK marschiert durch Luxemburg
Aus Frankfurt am Main, Bern und Luxemburg marschieren Kurden in Richtung
Straßburg. Sie fordern unter anderem mit ihrem Protestmarsch "Freiheit
für Kurdistan".
"Freiheit für Abdullah Öcalan - Freiheit für Kurdistan" sowie
"Seit kein Teil dieser Ungerechtigkeit, streicht die PKK von der
Liste der terroristischen Organisationen", sind die Slogans einer
kleinen Gruppe der "Demokratischen Gesellschaft der KurdInnen in
Europa (KCD-E)", die am Montag von Luxemburg aus nach Straßburg marschiert.
Sie starteten am Morgen vor dem Europäischen Gerichtshof auf Kirchberg.
"Die Artbeiterpartei Kurdistans (PKK) wurde 2002 auf die Terrorliste
der Europäischen Union gesetzt. Dies geschah hier in Luxemburg am europäischen
Gerichtshof", erklärt Huseyin Salih Durmus von der Partei der Demokratischen
Union (PYD) gegenüber Tageblatt.lu. Weitere Gruppen sind in Frankfurt
am Main und Bern gestartet.
Erster Stop der Protestler aus Luxemburg wird am Abend in Audun-le-Tiche
sein. Auf einer Informationsveranstaltung will die KCD-E unter dem Motto
"Seit kein Teil dieser Ungerechtigkeit, streicht die PKK von der
Liste der terroristischen Organisationen," für ihre Ziele werben.
Weitere Zwischenstationen sind Thionville und Metz. Dabei will man zahlreiche
Unterschriften für die Petition "Freiheit für Abdullah Öcalan"
sammeln. Am 13. Februar will die Gruppe die gesammelten Unterschriften
dem Europarat in Straßburg übergeben.
Jahrelanger Konflikt
Der gewaltsame Konflikt der türkischen Regierung mit der verbotenen kurdischen
Arbeiterpartei PKK dauert seit mehr als 30 Jahren. Dabei kamen bislang
rund 40.000 Menschen ums Leben. Von 1984 an kämpfte die PKK mit Waffengewalt
und Anschlägen für einen kurdischen Staat oder ein Autonomiegebiet im
Südosten der Türkei. Inzwischen ist die PKK nach eigenen Angaben von der
Maximalforderung eines unabhängigen Staates abgerückt.
Die Türkei, die Europäische Union und die USA stufen die PKK als Terrororganisation
ein. PKK-Führer Abdullah Öcalan sitzt seit 1999 auf der türkischen Gefängnisinsel
Imrali in Haft. Das Hauptquartier der Organisation liegt in den irakischen
Kandil-Bergen.
Mangelnde Unterstützung
Im Dezember 2012 bestätigte die von der islamisch-konservativen AKP geführte
Regierung, dass sie mit Öcalan über die Beilegung des Konflikts spreche.
Im März vergangenen Jahres erklärte die PKK eine Waffenruhe. Beide Seiten
bemühen sich um einen Friedensprozess. Dieser wird inzwischen durch die
Kämpfe um die syrisch-kurdische Stadt Kobane bedroht. In dieser Woche
flog die türkische Armee die ersten Luftangriffe auf PKK-Stellungen in
der Türkei seit der Waffenruhe; es kam zu Gefechten.
Die syrisch-kurdischen Volksschutzeinheiten, die in Kobane gegen die Terrormiliz
IS kämpfen, stehen der PKK nahe. Die Kurden werfen der türkischen Regierung
mangelnde Unterstützung gegen den IS vor. Bei Protesten für den Schutz
Kobanes kamen in der Türkei mehr als 30 Menschen ums Leben. Öcalan warnte,
ein Massaker in Kobane werde den Friedensprozess mit Ankara beenden. Der
türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat wiederholt klargemacht, dass
er die PKK für ebenso gefährlich wie den IS hält.
Mehr Rechte
Etwa 24 Millionen Kurden leben über die Länder Türkei, Irak, Iran und
Syrien verteilt. Sie bezeichnen sich als größtes Volk ohne eigenen Staat.
In der Türkei machen die Kurden etwa 18 Prozent der Gesamtbevölkerung
aus. Sie wurden nach der Republiksgründung 1923 nicht als ethnische Minderheit
anerkannt. Die AKP-Regierung hat den Kurden schrittweise mehr Rechte zugestanden.
Allerdings ist beispielsweise Schulunterricht auf Kurdisch weiterhin verboten.
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