rtf1, 8.2.2015

http://www.rtf1.de/news.php?id=6485

Halabja wird vierte kurdische Provinz

"Stadt des Friedens" war Schauplatz des Chemiewaffen-Massakers 1988

08.02.2015. Die Stadt Halabja ist zur 4. Provinz Kurdistans ernannt worden. Das meldet die kurdische Nachrichtenseite Rudaw. Die Stadt, die nach Angaben von Archäologen der Uni Heidelberg als "Bakr Awa" bereits seit 5.000 Jahren besiedelt ist, war im Jahr 1988 Schauplatz eines Chemiewaffen-Massakers durch den damaligen irakischen Diktator Saddam Hussein.

Bei dem Chemiewaffen-Einsatz waren 1998 in Halabja 5.000 Menschen ums Leben gekommen, meist Zivilisten.

Der für den Chemiewaffen-Einsatz verantworliche ehemalige irakische Innen- und Verteidigungsminister Ali Hasan al-Madschid at-Tikriti , der im Westen den Spitznamen "Chemie-Ali" trug, war nach der Befreiung des Iraks und dem Sturz Saddam Husseins gefangen genommen und vier mal zum Tode verurteilt worden. Darunter auch für das Massaker in Halabja.

Ali Hasan war die Nummer 5 auf der Fahndungsliste der USA. Neben dem Chemiewaffenmassaker wurde ihm auch die Ermordung von 180.000 weiteren Kurden, sowie von Schiiten und eines schiitischen Großayatollahs zur Last gelegt.

Nach Erbil, Sulaimani und Duhok ist Halabja nun offiziell die vierte Provinz im irakischen Kurdistan. Den Angaben zufolge sehen große Teile der Bevölkerung Halabja allerdings als die "fünfte Provinz" an, da die Region um Kirkuk im Volksmund bereits als "vierte Provinz" angesehen wird.

Von 1909 bis 1924 wurde die Stadt von der ersten Bürgermeisterin Kurdistans regiert, Adela Khanem – oder Lady Adel. Dies sei eine Periode des Friedens gewesen. Auch heute wird Halabja als "Stadt des Friedens" bezeichnet. Sie sei mit "Null Ehrenmorden an Frauen" ein Vorbild für das ganze Land.

Bei Kurdistan handelt es sich um eine autonome Region mit eigener Regierung innerhalb des irakischen Staates. Die Region hat ein eigenes, gewähltes Parlament, das Kurdistan Regional Government (KGR). Nach einigen Rechtsstreitigkeiten erkannte das irakische Parlament an, dass Kurdistan das Recht besitze, über den Status ihrer Provinzen selbst zu entscheiden.

Das irakische Parlament hat die neu geschaffene kurdische Provinz im irakischen Haushalt von 2015 mit einem Budfget von umgerechnet 1,5 Millionen US-Dollar zur Entwicklung der Stadt ausgestattet.

In Halabja leben hauptsächlich Muslime. Außerdem leben in der Provinz auch Kakeis. Dabei handelt es sich um eine alte kurdische Religionsgemeinschaft. In der Provinz Halabja werden die beiden kurdischen Dialekte Sorani und Hawrami gesprochen.