spiegel.de, 14.02.2015

http://www.spiegel.de/politik/ausland/bundeswehr-waffen-moeglicherweise-in-haende-der-pkk-gelangt-a-1018355.html

Kampf gegen IS-Miliz: Ausrüstung der Bundeswehr möglicherweise in die Hände der PKK gelangt

PKK-Kämpfer im Nordirak: Bundeswehr-Waffen in falschen Händen?

Die Bundeswehr hat im Kampf gegen den IS Panzerabwehrwaffen und Splitterhandgranaten an Peschmerga-Kämpfer im Irak und in Syrien geliefert. Nun könnten die Waffen nach Informationen von SPIEGEL und SPIEGEL TV bei PKK-Kämpfern gelandet sein.

Hamburg - Aussagen von kurdischen Kämpfern und Hinweise im irakischen Kriegsgebiet deuten darauf hin, dass Waffen aus Lieferungen der Bundeswehr an die Peschmerga in die Hände der PKK gelangt sein könnten. Die PKK gilt in Deutschland als Terrororganisation, ist zugleich aber auch der kampfkräftigste Gegner des "Islamischen Staats" (IS) im Irak und in Syrien. Die deutschen Waffenlieferungen erfolgten im vergangenen Jahr jedoch an die Peschmerga, die offiziellen Streitkräfte der kurdischen Regionalregierung.

Ein PKK-Kommandeur in der umkämpften Stadt Sindschar sagte dem SPIEGEL und SPIEGEL TV nun, sie hätten von den Peschmerga deutsche "Milan"-Panzerabwehrwaffen und Splitterhandgranaten des Typs DM51A1 erhalten. Die PKK-Kämpfer zeigten eine leere Kiste für solche Handgranaten und das Abschussrohr einer Bunkerfaust der Bundeswehr, die nach Aussagen von PKK-Kämpfern ebenfalls von den Peschmerga stammte.

Mithilfe der sogenannten Losnummern könnte die Bundeswehr wohl leicht klären, ob die Bunkerfäuste und Splitterhandgranaten aus ihrer Lieferung stammen. Doch die Bundeswehr gibt auf Anfrage keine Auskunft. Es handle sich, so ein Sprecher, um eine Anweisung "aus der ministeriellen Ebene".

Sollten die Erzählungen der PKK-Kämpfer stimmen, dann wären die Waffen zwar in falsche Hände geraten – sie hätten aber ihren Zweck erfüllt. Tausende vom IS vertriebene Jesiden konnten durch die Offensive der Kurden seit vergangenem Herbst in ihre Städte und Dörfer zurückkehren.