junge Welt, 06.03.2015

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Verbrecherische Waffen

USA setzen bei neuem Krieg im Irak und Syrien angeblich keine Munition mit abgereichertem Uran ein. Geschosse werden aber weiter gehandelt

Von Karin Leukefeld

Die US-Streitkräfte werden bei ihrem neuen Krieg im Irak und in Syrien keine Munition mit abgereichertem Uran einsetzen. Das erklärte ein Sprecher des Pentagon auf Fragen eines Journalisten am Dienstag in Washington. Die »Internationale Kampagne zum Verbot von Uranwaffen« (ICBUW) wertete die Kehrtwende des Pentagon als Zeichen einer »wachsenden Stigmatisierung« solcher Waffen, selbst in der US-Administration.

Der Reporter des UN-Informationsdienstes IRIN Joe Dyke hatte Meldungen auf der syrischen Webseite »Rakka wird abgeschlachtet« verfolgt, wo in den letzten Wochen zunehmend die Sorge geäußert worden war, dass die US-Kampfjets bei ihren Angriffen gegen den »Islamischen Staat« (IS) auch abgereicherte Uranmunition einsetzen könnten (s. a. jW vom 3.4.2015). Grund dafür war der Einsatz der A-10-Kampfflugzeuge, die nach US-Angaben seit Beginn ihres Einsatzes etwa zehn Prozent der Luftangriffe geflogen haben. Allerdings sollen sie ausschließlich im Irak eingesetzt worden sein.

IRIN ist ein Integriertes Regionales Informationsnetzwerk, das 1994 im Rahmen der Nothilfeoperationen der Vereinten Nationen (OCHA) gegründet worden war. IRIN unternimmt in Kriegs- und Krisengebieten eigene Recherchen und bietet gegenüber den geschliffenen und nicht selten von politischen Interessen geleiteten Agenturmeldungen wertvolle Hintergrundartikel. Zudem ist der Dienst ausdrücklich friedlicher Konfliktlösung verbunden. Seit Anfang 2015 arbeitet IRIN als selbstständiger Informationsdienst.

Dyke fragte beim US-Militär direkt an und wollte wissen, ob die A-10-Kampfflugzeuge PGU 14 bei der aktuellen »Operation Inherent Resolve« (etwa: Operation natürliche Entschlossenheit) Geschosse abgefeuert hätten, die mit abgereichertem Uran (DU) ausgestattet seien. PGU-14-Geschosse sind hochentzündlich und können gepanzerte Fahrzeuge und Bunker zerschlagen.

Die Antwort des zuständigen Armee-Pressesprechers John Moore sei eindeutig ausgefallen, schreibt Dyke in einem Beitrag: »Er sagte, er könne bestätigen, dass die US- und Koalitionsflugzeuge im Irak oder Syrien während der ›Operation Inherent Resolve‹ keine Munition mit abgereichertem Uran eingesatzt haben oder einsetzen werden.« Die A-10-Kampfflugzeuge seien auch nicht mit der PGU-14-Munition ausgerüstet. Offenbar sei der internationale öffentliche Druck, der gegen den Einsatz von DU-Munition aufgebaut worden sei, an den US-Militärs nicht spurlos vorübergegangen, schreibt Dyke weiter. Schon 2011, bei dem Angriff auf Libyen, hatte die NATO erklärt, keine DU-Munition eingesetzt zu haben.

Allerdings werden die Geschosse in unterschiedlicher Größe weiter hergestellt und verkauft, wie auf der internationalen Rüstungsmesse IDEX (Abu Dhabi) erst kürzlich wieder zu sehen war. DU-Geschosse gibt es in verschiedenen Größen, sie können auch von Apache-Hubschraubern und Panzern abgeschossen werden.

In Norwegen ist derweil die iranische Umwelttoxikologin Mozhgan Savabieasfahani für ihre Arbeit über die verheerenden Auswirkungen des Krieges auf Umwelt und öffentliche Gesundheit mit dem Rachel-Carson-Preis 2015 ausgezeichnet worden. Die in den USA lebende Wissenschaftlerin hatte nach dem Irak-Krieg 2003 die Fehlbildungen bei Neugeborenen infolge von giftiger Munition untersucht. »Mehr als zehn Jahre sind seit dem Krieg der USA gegen den Irak vorbei, aber es gibt noch immer eine hohe Zahl von Krebserkrankungen, neurologischen Entwicklungsstörungen und Fehlbildungen bei Embryos«, so Savabieasfahani. »Die USA muss für die Entsorgung und Säuberung ihrer Militärbasen im Irak verantwortlich gemacht werden.«

Der Preis ist nach der US-amerikanischen Schriftstellerin Rachel Carson benannt, die mit ihren Büchern über die Folgen von Pestiziden in der Umwelt als Begründerin eines neuen Umweltbewusstseins gilt. Mit ihrem Buch »Schweigender Frühling« (1962) wurde sie international bekannt.