Die Presse, 10.03.2015

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Erdogan-Beleidigung auf Facebook: Putzfrau entlassen

Weil sie den türkischen Präsidenten auf ihrer Facebook-Seite kritisierte, verlor eine Putzfrau ihren Job. Die Gesundheitsbehörden setzten die Reinigungsfirma offenbar unter Druck, sie zu entlassen.

Die Einschränkung der Meinungsfreihei in der Türkei macht offenbar nicht Halt. Erst kürzlich waren mehrere Jugendliche wegen kritischer Äußerungen über Recep Tayyip Erdogan vor Gericht gestellt worden - nun wurde eine Putzfrau von einer Reinigungsfirma entlassen, weil sie auf ihrer Facebook-Seite den türkischen Präsidenten beleidigt haben soll. Wie türkische Medien am Dienstag meldeten, war die Frau bei einer Reinigungsfirma im westtürkischen Canakkale beschäftigt, die bei den regionalen Gesundheitsbehörden unter Vertrag war.

Die Behörden forderten wegen der Facebook-Kommentare der Frau deren Entlassung. Als die Firma dies mit Verweis auf die Meinungsfreiheit ablehnte, stornierten die Behörden den Auftrag für die Firma. Daraufhin wurde die Putzfrau gefeuert.

Meinungsfreiheit wird weiter eingeschränkt

Den Berichten zufolge beschwerten sich die Behörden auch über Kritik der Putzfrau an Ministerpräsident Ahmet Davutoglu. Die Opposition wirft Erdogan und Davutoglu vor, die Meinungsfreiheit in dem EU-Bewerberland immer weiter einzuschränken.

Kürzlich waren mehrere Jugendliche wegen kritischer Äußerungen über Erdogan vor Gericht gestellt worden. Der Vorsitzende der kleinen Liberal-Demokratischen Partei (LDP), Cem Toker, kommentierte den Fall der Putzfrau mit den Worten, wenn die Regierung die Grundfreiheiten der Bürger als Bedrohung auffasse, sei dies ein sicheres Zeichen für eine Diktatur.

(APA/AFP)