spiegel.de, 26.03.2015

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Reaktion auf Konflikte: Arabische Staaten wollen gemeinsame Armee aufstellen

"Schnell eingreifen, um Terrorismus zu bekämpfen": Die Staaten der Arabischen Liga wollen eine eigene Eingreiftruppe aufbauen, um auf bewaffnete Konflikte und den Vormarsch von Extremisten zu reagieren - wie aktuell im Jemen.

Scharm El-Scheich - Die arabischen Staaten wollen eine gemeinsame Eingreiftruppe aufbauen, die schnell auf Krisen in der Region reagieren soll. Das teilte der Chef der Arabische Liga, Nabil al-Arabi, im ägyptischen Scharm El-Scheich mit.

Die Außenminister des Staatenbündnisses hätten einen entsprechenden Vertragsentwurf für den Gipfel der Arabischen Liga am Wochenende in dem Badeort am Roten Meer einstimmig beschlossen, erklärte der ägyptische Außenminister Sameh Schukri.

Liga-Chef Arabi hatte kürzlich erklärt, der Truppe solle es möglich sein, "schnell einzugreifen, um Terrorismus und die Aktivitäten terroristischer Gruppen zu bekämpfen". Die arabischen Staaten reagieren damit auf die zahlreichen bewaffneten Konflikte und den Vormarsch von Extremisten in der Region.

Der Beschluss der Außenminister kommt nur einen Tag, nachdem Saudi-Arabien und mehrere weitere arabische Staaten mitLuftangriffen auf schiitische Huthi-Rebellen im Jemen begonnen haben.

Jemens Staatschef nach Riad geflüchtet

Die Militärkoalition hat am Donnerstag weitere Ziele im Jemen aus der Luft bombardiert. Staatschef Abed Rabbo Mansur Hadi war vor den Huthis geflüchtet, am Donnerstag wurde bekannt, dass er sich in der saudischen Hauptstadt Riad aufhält. Am Samstag will er am Gipfeltreffen der Arabischen Liga teilnehmen.

Zerstörte Autos und Gebäude: Luftangriff der Allianz nahe des Flughafens der jemenitischen Hauptstadt Zur Großansicht
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Zerstörte Autos und Gebäude: Luftangriff der Allianz nahe des Flughafens der jemenitischen Hauptstadt
Hadi hatte am Dienstag um Hilfe gegen die Rebellen gebeten. Die Huthis hatten in den vergangenen Monaten große Teile des Jemen unter ihre Kontrolle gebracht, darunter die Hauptstadt Sanaa.

An der Operation "Sturm der Entschlossenheit" beteiligen sich nach Angaben des Senders Al-Arabija neben Saudi-Arabien die Vereinigten Arabischen Emirate, Kuwait, Bahrain und Katar. Weiterhin würden Jordanien, Marokko und der Sudan Kampfjets entsenden. Auch Ägypten sagte eine Beteiligung mit Luftwaffe und Marine zu, Pakistan denkt nach eigenen Angaben noch über einen Einsatz nach.

Saud-Arabien und Iran kämpfen um Vormachtstellung

Die USA, Großbritannien und die Türkei begrüßten die Offensive der arabischen Staaten. Doch die Entwicklung im Jemen löste international Besorgnis aus. Die Vereinten Nationen und die Europäische Union riefen die Konfliktparteien zu Verhandlungen auf. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier nannte die Lage gefährlich.

Der Bürgerkrieg im Jemen droht, die ganze Region zu erfassen, die Offensive richtet sich auch gegen Iran: Saudi-Arabien wirft dem schiitischen Land vor, die Rebellen im Kampf gegen die rechtmäßige jemenitische Führung zu unterstützen.

Karte des Jemen: Das Land zerfällt Zur Großansicht
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Karte des Jemen: Das Land zerfällt
Der Iran verurteilte die Angriffe der Riad-Allianz. "Diese Angriffe sind nicht nur eine Verletzung der territorialen Integrität des Jemen, sondern auch eine sehr gefährliche Entwicklung", erklärte Außenamtssprecherin Marsieh Afcham.

Dasselbe Argument führt auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan an, der allerdings steht in dem Konflikt auf der Seite der Arabischen Liga: Auch er forderte den Iran auf, die territoriale Integrität des Jemen zu respektieren und mit dem Versuch aufzuhören, im Mittleren Osten eine Vormachtstellung zu bekommen.

sun/AFP/dpa