Neues Deutschland, 01.04.2015

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IS-Miliz fällt in Flüchtlingslager bei Damaskus ein

IS-Terroristen haben das palästinensische Flüchtlingscamp Jarmuk angegriffen, in dem etwa 18.000 Menschen leben. Es ist der tiefste Vorstoß des IS in das Gebiet der syrischen Hauptstadt Damaskus.

Im Camp Jarmuk haben ungefähr 18.000 Flüchtlinge aus Syrien Zuflucht gefunden. Der gewalttätige Vorstoß der IS-Miliz ist der tiefste in Richtung Damaskus

Einheiten der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) haben große Teile des palästinensischen Flüchtlingslagers Jarmuk bei Damaskus eingenommen. Die IS-Kämpfer hätten das Lager am Mittwochmorgen gestürmt und den größten Teil unter ihre Kontrolle gebracht, sagte der Vertreter der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), Anuar Abdel Hadi.

Auch die Exil-Organisation Syrische Menschenrechtsbeobachter bestätigte am Mittwoch, dass die Kämpfe zwischen den IS-Dschihadisten und der palästinensischen Miliz Aknaf al-Makdis andauern würden.

Tiefster Vorstoß der IS Richtung Damaskus

Das Camp Jarmuk liegt etwa acht Kilometer vom Stadtzentrum entfernt und ist etwa zwei Quadratkilometer groß. Vor dem Bürgerkrieg in Syrien lebten dort mehr als 150.000 Palästinenser, die aus Israel vertrieben worden oder geflohen waren. Derzeit sind es noch etwa 18.000 Einwohner.

Das Camp wurde seit Juli 2013 mehr als ein Jahr lang von der syrischen Armee belagert, zahlreiche Menschen kamen durch Mangel an Nahrung und Medizin ums Leben. Zu Beginn des Konflikts war Jarmuk zwischen den Truppen des Machthabers Baschar al-Assad und der pro-westlichen Aufständischen-Miliz FSA umkämpft. Die FSA spielt heute keine Rolle mehr.

Es handelt sich um den bisher tiefsten Vorstoß des IS in das Gebiet der syrischen Hauptstadt. Die Miliz hatte im vergangenem Sommer weite Gebiete im Irak und im benachbarten Syrien erobert und ein radikalislamisches "Kalifat" ausgerufen.