Der Standard, 11.04.2015

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Ein Toter bei Kämpfen zwischen PKK und Soldaten in der Osttürkei

Erdogan verurteilt Angriff – Vorfall trotz Friedensappells Öcalans

Ankara – Bei Gefechten zwischen türkischen Armee-Einheiten und der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK ist ein kurdischer Zivilist getötet und einer verletzt worden. Sie hätten versucht, zwischen beiden Seiten zu vermitteln, um die stundenlangen Gefechte im Osten des Landes zu beenden, berichtete die kurdische Nachrichtenseite Dicle am Samstag. Nach Angaben des Militärs wurden bei dem PKK-Angriff auch vier Soldaten verletzt.

Nach Militärangaben ereignete sich der Angriff, nachdem 15 Armee-Einheiten in der östlichen Provinz Agri stationiert worden waren. Dabei handle es sich um eine Sicherheitsmaßnahme vor den Parlamentswahlen am 7. Juni.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan verurteilte den PKK-Angriff. Er sabotiere den 2012 begonnenen Friedensprozess. Insgesamt 25 "Terroristen" seien an dem Angriff beteiligt gewesen, zitierte ihn die Zeitung "Hurriyet".

Vor wenigen Wochen hatte der inhaftierte Chef der verbotenen PKK, Abdullah Öcalan, seine Anhänger zur Fortsetzung des ins Stocken geratenen Friedensprozesses aufgerufen. Er bekräftigte seine Forderung, den bewaffneten Aufstand gegen den türkischen Staat zu beenden. Die PKK solle auf einem Kongress "eine politische und gesellschaftliche Strategie" festlegen, um "eine demokratische Lösung und Frieden" zu erreichen. Öcalan ging aber nicht so weit, eine sofortige Niederlegung der Waffen zu verlangen.

Rückzug der PKK vor zwei Jahren

Vor zwei Jahren rief Öcalan einen Waffenstillstand aus und erklärte, es sei an der Zeit, die Waffen schweigen und die Politik reden zu lassen. Zwei Monate später begannen seine Kämpfer, sich in den benachbarten Irak zurückzuziehen, nachdem den Kurden in der Türkei mehr Rechte in Aussicht gestellt wurden. Die Regierung verzögerte den Prozess jedoch nach Auffassung der PKK, weshalb diese im September 2013 den Abzug stoppte. Die Waffenruhe hält zwar weitgehend. Doch das gegenseitige Misstrauen sitzt tief.

In dem seit mehr als 30 Jahren andauernden Konflikt zwischen der PKK und dem türkischen Staat sind mehr als 40.000 Menschen getötet worden. Von der Türkei sowie der Europäischen Union und den USA wird die Gruppe als terroristische Organisation eingestuft. Öcalan sitzt seit 1999 in einem Gefängnis auf einer Insel bei Istanbul. (APA, 11.4.2015)