Süddeutsche Zeitung, 16.04.2015 Völkermord an Armeniern 1915 EU-Parlament fordert Türkei zur Anerkennung des Genozids auf Das EU-Parlament fordert die
Türkei auf, die Gräueltaten an Armeniern durch das Osmanische Reich von
1915 als Völkermord anzuerkennen. EU-Parlament fordert Türkei auf, Genozid an Armeniern anzuerkennen Das Europäische Parlament hat die Türkei erneut aufgefordert, die Gräueltaten an den Armeniern im Osmanischen Reich als Völkermord anzuerkennen. Der 100. Jahrestag der damals begangenen Verbrechen sei eine bedeutende Gelegenheit, die Vergangenheit aufzuarbeiten, heißt es in einer am Mittwochabend in Brüssel verabschiedeten Erklärung. Unter anderem soll die türkische Regierung ungehinderten Zugang zu Archiven ermöglichen. Ziel müsse eine wirkliche Aussöhnung zwischen dem türkischen und dem armenischen Volk sein. Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hatte die Meinung des Parlaments bereits im Vorfeld als irrelevant abgetan. "Welche Entscheidung es auch trifft, sie wird zum einem Ohr rein- und zum anderen rausgehen", sagte er nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu. "Für die Türkei ist es niemals möglich, eine solche Sünde, eine solche Schuld anzuerkennen." Der stellvertretende Fraktionsvorsitzender
der Sozialdemokraten im Europaparlament, Knut Fleckenstein, kommentierte,
die Aufarbeitung der eigenen Geschichte sei eine Grundlage für eine respektvolle
und vertrauenswürdige internationale Zusammenarbeit. "Dabei geht
es nicht um Schuldzuweisungen an die heutige politische Führung, sehr
wohl aber um die Übernahme von Verantwortung." Am vergangenen Sonntag hatte auch Papst Franziskus vom "ersten Völkermord im 20. Jahrhundert" gesprochen. Erdoğan warnte ihn daraufhin davor, einen solchen "Unsinn" zu wiederholen. Die Türkei lehnt es als Rechtsnachfolgerin des Osmanischen Reiches strikt ab, von Genozid zu sprechen. Den Gräueltaten waren nach armenischen Angaben 1,5 Millionen Menschen zum Opfer gefallen. Die Türkei geht von deutlich weniger Toten aus. Armenier gedenken am 24. April der Massaker an ihrem Volk vor 100 Jahren. Das Europäische Parlament war 1987 nach eigenen Angaben die erste größere internationale Organisation, die die Ereignisse im Jahr 1915 als Völkermord bezeichnet hat. In der am Mittwochabend mit eindeutiger Mehrheit verabschiedeten Erklärung heißen es die Abgeordneten ausdrücklich gut, dass diesem Kurs nun auch der Papst folge. Er habe sich im Geiste des Friedens und der Versöhnung geäußert, heißt es dort. URL: http://www.sueddeutsche.de/politik/voelkermord-an-armeniern-eu-parlament-fordert-tuerkei-zur-anerkennung-des-genozids-auf-1.2437773
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