welt.de, 25.05.2015

http://www.welt.de/politik/ausland/article141437250/Iran-gibt-USA-Schuld-an-Einnahme-Ramadis-durch-IS.html

Iran gibt USA Schuld an Einnahme Ramadis durch IS

Ein General der iranischen Revolutionsgarden wirft den USA vor, sie seien gegenüber der Terrorgruppe Islamischer Staat tatenlos geblieben. Sie hätten daher die Eroberung Ramadis zu verantworten.
Kassem Soleimani
Foto: AP Kassem Soleimani

Ein iranischer Militärberater der irakischen Regierung hat den USA vorgeworfen, der Terrormiliz Islamischer Staat (Link: http://www.welt.de/themen/islamischer-staat/) die Einnahme der Provinzhauptstadt Ramadi ermöglicht zu haben. Die Teheraner Zeitung "Dschawad" zitierte General Kassem Soleimani am Montag mit den Worten, die Amerikaner hätten nicht "einen verdammten Finger gerührt", um den Vormarsch der Extremisten in der Provinz Anbar zu stoppen.

"Bedeutet das irgendetwas anderes, als Komplize in dem Stück zu sein?" fragte der General, der eine Eliteeinheit der iranischen Revolutionsgarde befehligt. Seine Äußerungen kamen nach einer Kritik des amerikanischen Verteidigungsministers Ashton Carter (Link: http://www.welt.de/141428493) am Kampfeswillen der irakischen Regierungstruppen.

"Wir können sie ausbilden, wir können ihnen Ausrüstung geben, aber wir können ihnen keinen Willen zum Kampf geben", hatte Carter gesagt. Dennoch wollten die USA weiter versuchen, die irakischen Truppen auszubilden und auszurüsten, um ihnen die Möglichkeit zu geben, den IS zu bekämpfen.

Der irakische Regierungschef Haidar al-Abadi entgegnete darauf, dass Carter wohl "mit falschen Informationen gefüttert" worden sei. Er kündigte die Rückeroberung von Ramadi "innerhalb von Tagen" an, berichtete der Sender BBC.

Kommentatoren in Washington bezeichnen die Äußerungen Carters als die bisher härteste öffentliche Kritik an den irakischen Truppen. Zwar kritisieren US-Regierungsvertreter immer wieder den Zustand der irakischen Armee, doch meist hinter vorgehaltener Hand.

IS verschiebt ungehindert Waffen und Kämpfer

Zuletzt eroberte die Terrormiliz einen strategisch wichtigen syrisch-irakischen Grenzübergang und kontrolliert nun weite Teile der Route zwischen Bagdad und Damaskus. Die irakischen Sicherheitskräfte zogen sich von dem Posten Al-Walid komplett zurück, wie das irakische Militär am Sonntag in Bagdad erklärte.

"Sie haben die irakische Flagge runtergenommen und ihre eigene gehisst", sagte der Sprecher unter Bezug auf die schwarze Fahne des IS mit dem weißen Schriftzug, der das islamische Glaubensbekenntnis ausdrückt. Den Übergang Al-Tanf auf der syrischen Seite der Grenze hatte die Sunnitenmiliz bereits vor drei Tagen erobert, nachdem sie zuvor die antike Wüstenstadt Palmyra (Link: http://www.welt.de/141321850) und andere Gebiete der Provinz Homs unter ihre Kontrolle gebracht hatte.

Die vollständige Kontrolle über die irakisch-syrische Grenze an dieser Stelle ist von enormer strategischer Bedeutung. In Friedenszeiten war Al-Walid/Al-Tanf der Grenzübergang für Reisende auf der direkten Strecke zwischen Bagdad und Damaskus. Nun kann der IS über diese Strecke beliebig Soldaten und Waffen zwischen der westirakischen Provinz Anbar und der syrischen Provinz Homs verschieben.