welt.de, 26.06.2015

http://www.welt.de/politik/ausland/article143110631/IS-toetet-mindestens-120-Zivilisten-in-Kobani.html

IS tötet mindestens 120 Zivilisten in Kobani

Der IS kehrt mit blutiger Gewalt nach Kobani zurück. Binnen einem Tag sollen die Dschihadisten 120 Zivilisten getötet haben. Kurden durchkämmen die Stadt auf der Suche nach versteckten IS-Kämpfern.

Kämpfer der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) haben laut Aktivisten im syrischen Kobani mindestens 120 Zivilisten getötet. In der Stadt an der türkischen Grenze seien seit dem Beginn der neuen IS-Offensive vor über 24 Stunden 120 Zivilisten hingerichtet oder durch Raketen und Heckenschützen getötet worden, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte unter Berufung auf Einwohner und Rettungskräfte.

Nach monatelangen erbitterten Gefechten war der IS von den Kurden aus Kobani vertrieben worden. Am Donnerstag aber starteten die Dschihadisten eine neue Offensive. Am Freitag dauerten die Gefechte mit den Kurden an. Wie der Kurden-Sprecher Idriss Nassan der Deutschen Presse-Agentur sagte, durchkämmten kurdische Einheiten die Stadt auf der Suche nach versteckten IS-Kämpfern. Sie umstellten dabei ein Krankenhaus, in dem sich einige der sunnitischen Extremisten verschanzt hätten.

IS verkauft 42 Jesidinnen an syrische Kämpfer

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete derweil zudem, dass die Dschihadisten in der östlichen Provinz Dair as-Saur 42 gefangene Jesidinnen zu Preisen zwischen umgerechnet 440 und 1800 Euro verkauft hätten. Was mit den Kindern der Frauen geschehen sei, sei unklar. Die Jesiden sind eine religiöse Minderheit, die von den Dschihadisten als Satanisten angesehen werden. Schätzungen zufolge sind mehr als 3500 jesidische Frauen in der Gewalt der Dschihadisten.

Neben dem Überraschungsangriff auf die Grenzstadt überfielen die Extremisten im Norden Syriens zwei weitere Orte, wie die Menschenrechtler meldeten. Demnach hätten die Extremisten etwa 35 Kilometer südlich von Kobani das Dorf Barcha Batan angegriffen und dabei mindestens 20 Menschen getötet, darunter zahlreiche Frauen und Kinder. Ein dritter Angriff erfolgte auf die Stadt Hasaka im Nordosten des Landes.

Die in Großbritannien ansässige Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen aus einem Netzwerk von Ärzten und Aktivisten in Syrien. Die Angaben der oppositionsnahen Organisation sind durch Medien oft kaum zu überprüfen.