Der Standard, 06.07.2015

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Rückschlag für Kurden im Kampf gegen Jihadisten in Syrien

Stadt Ain Issa wieder verloren – Schüsse an syrisch-türkischer Grenze

Damaskus – Zwei Wochen nach der Eroberung einer wichtigen Grenzregion in Nordsyrien durch kurdische Kämpfer gewinnt die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) wieder an Boden.

Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Montag berichtete, starteten die Jihadisten eine Großoffensive, bei der zahlreiche Kämpfer der kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) zumindest verletzt wurden. Die strategisch wichtige Stadt Ain Issa, die zwischen der IS-Hochburg Raqqa und der syrisch-türkischen Grenze liegt, wurde demnach von IS-Extremisten zurückerobert.

Kurdische Einheiten hatten im Juni den Ort 50 Kilometer entfernt von Raqqa eingenommen und den IS damit unter Druck gesetzt. Raqqa gilt als inoffizielle Hauptstadt des IS in Syrien. Eine Woche zuvor hatte der IS bereits mit einer Niederlage in Tel Abyad seine wichtigste Nachschubroute in die Türkei verloren.

Die Kämpfe dauerten nach Angaben von Aktivisten am Montag im Umland von Ain Issa an. Auch Ortschaften nahe dem Berg Abdulaziz rund 100 Kilometer weiter östlich seien wieder von den Jihadisten unter Kontrolle gebracht worden.

An der Grenze sollen in der Nacht auf Montag auch Schüsse zwischen der türkischen Armee und kurdischen Kämpfern gefallen sein. Laut Menschenrechtsbeobachtern kam es zwischen der Stadt Tel Abyad und der türkischen Seite zu dem kurzen Gefecht. Es gebe Informationen über Verletzte, Details wurden nicht genannt.

Ein Kurdensprecher bestätigte den Vorfall zwar, sprach aber von einem "Missverständnis". Ein Sprecher der YPG wies die Geschichte wiederum zurück. Die türkische Armee habe auf eine Gruppe Schmuggler geschossen, jedoch nicht auf die Kurden.

Das Verhältnis zwischen der Türkei und den kurdischen Kämpfern in Syrien ist gespannt. Mit der Eroberung von Tel Abyad vor einigen Wochen dehnten die Kurden ihre Kontrolle auf ein zusammenhängendes Gebiet aus, das sich über hunderte Kilometer entlang der Grenze zur Türkei erstreckt. Die türkische Regierung befürchtet, dass die Kurden in Syrien einen eigenen Staat ausrufen und damit auch Unabhängigkeitsbestrebungen der Kurden im eigenen Land anheizen könnten. Die YPG sind eng mit der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) verbunden. (APA, 6.7.2015)