FAZ, 06.07.2015

http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/naher-osten/irak-bombe-faellt-versehentlich-aus-kampfjet-13687679.html

Tödliche Panne

Irakische Luftwaffe bombardiert versehentlich Bagdad

Wegen „technischer Probleme“ hat ein irakischer Kampfjet eine Bombe über der Hauptstadt Bagdad verloren. Die Panne bei dem Militärflugzeug hatte tödliche Folgen.

Ein irakisches Kampfflugzeug hat nach offiziellen Angaben versehentlich ein Stadtviertel in der irakischen Hauptstadt Bagdad bombardiert und dabei mindestens sieben Personen getötet und elf weitere verletzt. Es habe auf dem Rückweg von einem Bombenangriff ein „technisches Problem“ mit dem Suchoi-Kampfjet gegeben, erläuterte ein Armeesprecher am Montag. „Eine der Bomben blieb wegen eines technischen Problems stecken und fiel bei der Rückkehr des Flugzeugs zum Stützpunkt auf drei Häuser in Bagdad Dschadida.“

Für den Kampf gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS), die weite Teile des Iraks und Syriens kontrolliert, hatte der Irak von Russland und Iran Kampfjets vom Typ Suchoi Su-25 erhalten. Die Su-25-Jets gelten als robust, jedoch ist die irakische Flotte veraltet und aufgrund der Angriffe gegen IS-Stellungen derzeit stark beansprucht. Die Vereinigten Staaten hatten angekündigt, dem Irak 36 F-16-Kampfjets zu verkaufen. Bisher wurden diese jedoch nicht geliefert. Derzeit werden irakische Luftwaffenpiloten in Amerika an den Maschinen ausgebildet.

Der IS hatte am Wochenende die Großstadt Baidschi im Nordirak mit Selbstmordattentätern angegriffen und die Regierungstruppen aus dem Zentrum der Stadt verdrängt. Die Islamisten hätten am Samstagabend zwei Autobomben gezündet, berichteten Armeeoffiziere. Dann habe es stundenlange Gefechte zwischen dem IS und den Streitkräften sowie den schiitischen Milizionären gegeben. Nach jüngsten Angaben beherrscht der IS derzeit drei Stadtteile und bekommt weiteren Nachschub. In Baidschi steht die größte Raffinerie des Landes. Der IS hatte die Stadt bei seinem schnellen Vormarsch im vergangenen Jahr erobert. Seitdem gibt es dort immer wieder Kämpfe.

Auch in anderen Landesteilen war es am Wochenende wieder zu Gewaltausbrüchen gekommen. In der vom IS beherrschten Stadt Ramadi im Westirak wurden beim Einschlag von zwei Raketen mindestens 18 Personen getötet. Es habe sich um Gläubige gehandelt, die sich nach dem täglichen Fasten im Ramadan zu einem traditionellen Spiel versammelt hätten, berichteten Zeugen. Auch in Bagdad explodierten mehrere Sprengsätze. Dabei kamen mindestens 14 Personen ums Leben. Nach Angaben von Polizei und Rettungsdiensten waren zwei Autobomben in Bagdad explodiert. Dabei seien allein elf Personen gestorben. Nordöstlich der Hauptstadt habe dann eine weitere Autobombe zwei Menschen tödlich verletzt, teilte die dortige Polizei mit. Zu den Anschlägen bekannte sich zunächst niemand.