Der Standard, 07.07.2015

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US-Militär bildet gegenwärtig nur 60 syrische Kämpfer aus

Programm soll in Jordanien und der Türkei eigentlich pro Jahr 5400 Milizionäre fitmachen

Washington – Die US-Regierung hat eingeräumt, bei der Militärausbildung gemäßigter syrischer Oppositioneller deutlich hinterher zu hinken. Bislang nähmen nur etwa 60 Kämpfer an dem Programm teil, sagte Verteidigungsminister Ash Carter am Dienstag vor dem Kongress in Washington. Das im Mai begonnene Programm soll in Jordanien und der Türkei eigentlich pro Jahr 5400 Milizionäre fitmachen, um im Kampf gegen die Extremisten-Gruppe Islamischer Staat (IS) bestehen zu können. Carter sagte, die geringe Zahl der Rekruten komme dadurch zustande, dass Interessenten zunächst gründlich überprüft würden. Man habe von den bisherigen Erfahrungen gelernt und werde nun schneller vorankommen, versprach er.

Das Eingeständnis des Ministers spielt den Kritikern der Syrien-Politik von Präsident Barack Obama in die Hände. Der Vorsitzende des Streitkräfte-Ausschusses im Senat, der Republikaner John McCain, erklärte, die Ziele könnten so nicht erreicht werden. Auch Obamas Parteifreund im Ausschuss, Jack Reed, sagte, eine Veränderung der Lage in Syrien sei so kaum zu erreichen. Am Montag hatte der republikanische Senator Tom Cotton von einer gescheiterten Strategie gesprochen. Der IS gewinne immer mehr an Einfluss. "Wir werden eine Armee von radikalen Dschihadisten nicht mit mehr Bürokraten in Washington und kein Geld für unsere Truppen an der Front besiegen." Obama kündigte weitere Maßnahmen an, ohne Einzelheiten zu nennen.

Die US-Luftwaffe fliegt fast täglich Angriffe auf Stellungen des IS in Syrien. Obama hat wiederholt erklärt, dass ein schneller Sieg über die Islamisten nicht zu erwarten sei. (Reuters, 7.7.2015)