spiegel.de, 10.07.2015

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Kämpfe in Syrien: Türkei kündigt Europa weitere Flüchtlingswelle an

Vier Millionen Syrer haben ihr Land bereits verlassen, und es werden wohl noch deutlich mehr: Die EU müsse mit vielen weiteren Asylbewerbern aus dem Bürgerkriegsland rechnen, sagte nun ein türkischer Minister.

Die Türkei rechnet wegen der jüngsten Kämpfe um die syrische Stadt Aleppo mit einer neuen Flüchtlingswelle aus dem Nachbarland. Diese würde die Aufnahmemöglichkeiten der Türkei übersteigen. Die Europäische Union müsse sich auf noch mehr Asylbewerber einstellen. Das sagte der Minister für EU-Angelegenheiten, Volkan Bozkir, der türkischen Zeitung "Hürriyet".

Die Türkei beherbergt bereits fast zwei Millionen syrische Flüchtlinge. Entlang der 900 Kilometer langen Grenze zieht sich eine Kette von Flüchtlingslagern. Die Türkei hat dort zudem ihre militärische Präsenz verstärkt.

Bozkir kritisierte, dass die EU nur eine geringe finanzielle Unterstützung für die Türkei bei der Versorgung der Flüchtlinge zugesagt habe. Während Ankara sechs Milliarden Dollar für die Flüchtlinge ausgegeben habe, wolle die EU nur 70 Millionen Euro zahlen. "Und das ist auch nur ein Versprechen, angekommen ist noch nichts", sagte der Minister.

Millionen Syrer hungern, leiden, fliehen

Die Zahl der syrischen Kriegsflüchtlinge im Ausland ist nach Uno-Angaben inzwischen auf mehr als vier Millionen gestiegen - rund eine Million mehr als vor zehn Monaten. Mindestens 7,6 Millionen weitere Menschen seien im fünften Jahr des syrischen Bürgerkrieges Vertriebene im eigenen Land. Das teilte das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) am Donnerstag in Genf mit.

Die Marke von drei Millionen syrischen Flüchtlingen war erst im August vergangenen Jahres überschritten worden. Für den starken Anstieg sorgte vor allem die Ankunft zahlreicher neuer Flüchtlinge in der Türkei, wie das UNHCR mitteilte. Bis Ende des Jahres rechnet die Uno mit insgesamt 4,27 Millionen syrischen Flüchtlingen.

Die UNHCR fordert für dieses Jahr 5,5 Milliarden Dollar zur Unterstützung syrischer Flüchtlinge. Bisher ist nur knapp ein Viertel dieser Summe sichergestellt. Das Welternährungsprogramm musste zuletzt bereits die Essensportionen wegen fehlender Gelder reduzieren.

Seit sich zunächst friedliche Proteste gegen Machthaber Baschar al-Assad im Frühjahr 2011 zu einem Bürgerkrieg ausgeweitet haben, sind in Syrien mehr als 230.000 Menschen getötet worden.