taz.de, 22.07.2015

http://www.taz.de/Nach-dem-Anschlag-in-Suruc/!5216703/

Nach dem Anschlag in Suruç

Türkei blockiert Twitter

Ein Gericht hat die Verbreitung von Bildern vom Terroranschlag in Suruç verboten – auch um Aufrufe zu Protesten zu verhindern.

ISTANBUL ap | Zwei Tage nach dem verheerenden Bombenanschlag von Suruç hat die Türkei am Mittwoch den Zugang zum Kurznachrichtendienst Twitter blockiert. Dies solle die Verbreitung von Bildern des Attentats mit 32 Toten unterbinden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Zudem wolle man Aufrufe zu Protesten gegen die Regierung stoppen. Dieser wird vorgeworfen, nicht mehr zur Verhinderung des Anschlags getan zu haben, hinter dem die Terrormiliz „Islamischer Staat“ vermutet wird.

Ein Gericht in Suruç nahe der syrischen Grenze hatte Anadolu zufolge die Veröffentlichung von Bildern des Attentats in Medien – auch im Internet und in Sozialen Netzwerken – verboten. Internetseiten, die sich nicht an das Verbot halten, sollten blockiert werden, verfügten die Richter.

Ein Regierungsbeamter sagte, die Türkei habe Twitter gebeten, 107 Internetadressen mit Bildern von den Folgen des Bombenanschlags zu entfernen. Twitter habe 50 URLs gelöscht und arbeite daran, weitere problematische Adressen zu entfernen. Sobald dies geschehen sei, werde der Zugang zu Twitter wieder freigegeben.

Die türkische Regierung befürchtet, dass der Anschlag am Montag Teil einer IS-Rachekampagne sein könnte, weil die Behörden verstärkt gegen die Extremisten vorgehen. In den vergangenen sechs Monaten wurden nach offiziellen Angaben mehr als 500 mutmaßliche IS-Anhänger in der Türkei festgenommen. Allein in diesem Monat wurden demnach landesweit 21 Terrorverdächtige bei Ermittlungen gegen Rekrutierungsnetzwerke gefasst.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Türkei den Zugang zu sozialen Netzwerken blockiert. Auch während einer Geiselnahme in einem Gericht in Istanbul vor einigen Wochen waren Twitter und YouTube zeitweise nicht erreichbar.