Frankfurter Allgemeine Zeitung , 25.07.2015

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Türkei bombardiert auch PKK

Die türkische Luftwaffe hat Stellungen der kurdischen PKK angegriffen. Auch gegen den Islamischen Staat flog die Türkei wieder Angriffe. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen begrüßt den Einsatz Ankaras gegen die islamistische Terrororganisation.
25.07.2015

Die Türkei hat in der Nacht auf Samstag neben der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) in Syrien auch kurdische Rebellen im Nordirak angegriffen. Die Luftwaffe habe Stellungen des IS in Syrien und der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) im Nordirak bombardiert, teilte das Büro von Ministerpräsident Ahmet Davutoglu am Samstag mit. Im Nordirak wurden demnach Ziele wie Unterstände und Waffenlager der PKK angegriffen. Unter den genannten Orten sind auch die Kandil-Berge, wo die Kurdenkämpfer ihr Hauptquartier haben. Neben den Luftangriffen seien auch Artillerieangriffe türkischer Bodentruppen erfolgt.

Ein Sprecher der PKK im Irak sagte, die Kampfjets hätten gegen 22 Uhr damit begonnen, fünf Stellungen der PKK nahe der Grenze zur Türkei zu bombardieren.

Beschuss von IS-Stellungen
Die Türkei stuft die PKK als „Terrororganisation“ ein, Mitglieder des bewaffneten Arms der PKK hatten sich in dieser Woche zur Tötung zweier Polizisten in der Türkei bekannt. Sie warf den Beamten Kollaboration mit dem IS vor.

Am frühen Freitagmorgen hatte die türkische Luftwaffe bereits IS-Stellungen in Syrien beschossen. Die Luftangriffe markieren eine Kehrtwende im Umgang der Türkei mit der Dschihadistenmiliz. Grund für den nunmehr offenen Konflikt Ankaras mit dem IS ist vor allem der folgenschwere Anschlag vom Montag, bei dem im südtürkischen Suruc 32 Menschen getötet und etwa hundert weitere verletzt wurden. Der Selbstmordanschlag wird dem IS zugeschrieben.

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat die militärische Beteiligung der Türkei am Kampf gegen den IS begrüßt. „Es ist wichtig, dass sich auch die Staaten der Region gegen den IS-Terror engagieren und sich über Religionsgrenzen hinweg gegen diesen barbarischen Terror stellen“, sagte die CDU-Politikerin der Zeitung „Bild“. Dieser Kampf sei sehr ernst und werde uns lange beschäftigen. „Es ist richtig, dass auch wir uns weiterhin mit der Unterstützung der Peschmerga im Irak daran beteiligen.“

Proteste in Istanbul
Am Abend kam es in Istanbul bei Protesten gegen die IS-Miliz zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei. Die Einsatzkräfte gingen mit Tränengas und Gummigeschossen gegen die Teilnehmer der Kundgebung vor. Diese verurteilten das Attentat in Suruc und warfen der Regierung vor, IS-Kämpfer in der Türkei zu tolerieren.

Für Samstag rief die wichtigste prokurdische Partei HDP zu einem großen „Marsch des Friedens“ in Istanbul auf. Erwartet werden tausende Menschen und ein umfangreiches Aufgebot an Sicherheitskräften.