Spiegel Online, 25.07.2015

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Türkei: Polizei feuert Tränengas auf Anti-Kriegs-Demonstranten


Die Polizei in Ankara ist mit Wasserwerfern und Tränengas gegen Demonstranten vorgegangen. Etwa 1000 Menschen hatten gegen die türkischen Militäraktionen in Syrien und im Irak protestiert.

Die türkische Polizei greift hart durch: Mit Wasserwerfern und Tränengas ist sie am Samstag gegen Anti-Kriegs-Demonstranten vorgegangen. Die Sicherheitskräfte drängten etwa 1000 Menschen zurück, die sich in der Hauptstadt Ankara versammelt hatten, um gegen die türkischen Militäraktionen in den Nachbarstaaten Syrien und Irak zu protestieren. Mehrere Menschen wurden festgenommen, wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete.

Zuvor hatten die Behörden einen für Sonntag geplanten Friedensmarsch in Istanbul untersagt und dies mit Sicherheitsbedenken begründet.
Das türkische Militär hatte am Samstag neben den Extremisten des "Islamischen Staates" (IS) auch Lager der Kurdische Arbeiterpartei PKK angegriffen. Ministerpräsident Ahmet Davutoglu erklärte, die Einsätze würden so lange fortgesetzt, wie eine Bedrohung für die Türkei bestehe. Auslöser für die Militäraktionen gegen den IS war ein Selbstmordanschlag in der türkischen Grenzstadt Suruc am Montag gewesen. Bei der Attacke waren 32 Menschen getötet worden. Das Attentat wird dem IS zugeschrieben.

International steht die Türkei wegen ihres gleichzeitigen Vorgehens gegen den IS und gegen kurdische Kämpfer in der Kritik. Ankara nutzt die Gunst der Stunde offenbar, um militärisch gegen die Kurden vorzugehen - obwohl diese zu den erfolgreichsten Kämpfern gegen den IS zählen. Bei Razzien gegen mutmaßliche IS- und PKK-Mitglieder nahmen die türkischen Behörden zuletzt Hunderte Menschen fest.

Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hatte den Militäreinsatz der Türkei gegen den IS gelobt - zum türkischen Vorgehen gegen die PKK jedoch geschwiegen. Dafür musste sie harsche Kritik einstecken - nicht nur von der Opposition, sondern auch vom Koalitionspartner SPD.
IS verübt offenbar Anschlag auf kurdischen Grenzposten

Unterdessen ist es am Samstag zu neuer Gewalt an der türkisch-syrischen Grenze gekommen: Extremisten des IS haben nach Informationen der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte nahe der von Kurden kontrollierten Stadt Tel Abjad zwei Autobomben gezündet. Details sind derzeit noch nicht bekannt. Die Autobomben seien an Kontrollpunkten der kurdischen Kämpfer gezündet worden. Die Angaben der Beobachtungsstelle lassen sich nicht von unabhängiger Seite überprüfen; sie haben sich in der Vergangenheit jedoch meist als richtig herausgestellt.

Die strategisch wichtige Grenzstadt Tel Abjad wurde von den kurdischen Kämpfern im vergangenen Monat eingenommen. Zuvor hatten dort muslimische Extremisten das Sagen. Unterstützt wurden die kurdischen Kämpfer durch Luftangriffe der von den USA angeführten Anti-IS-Allianz.