Ruhrbarone, 26.07.2015

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„Ablenkung von der vermuteten Zusammenarbeit zwischen Türkei und dem IS.“
In Politik | Am 26. Juli 2015 | Von Stefan Laurin

Der Berliner Journalist Enno Lenze, Lesern dieses Blogs auch als Gastautor bekannt, berichtet zur Zeit wieder aus dem irakischen Teil Kurdistans. Dort griff die türkische Luftwaffe Stellungen der PKK an.

Ruhrbarone: Hallo Enno, wo hältst Du Dich gerade in Kurdistan auf?

Enno Lenze: Gerade bin ich in Sulaimaniyya , der zweitgrößten Stadt und sowas wie die zweite Hauptstadt. Kurdistan ist politisch zweigeteilt. In der Hauptstadt Erbil leben größten Teil Freunde der DPK hier in Sulaimaniyya die Freunde der PUK.

Ruhrbarone: Wie schätzt man bei Euch die Angriffe der Türkei ein? Vor allem als Angriff auf den IS oder mehr als Angriff auf die Kurden?

Enno Lenze: In dem fall waren es zwei oder vier F-16 der türkischen Luftwaffe die dich an der iranischen Grenze lang bis Kandil flogen und in einem Angriff mehrere PKK Stellungen angriffen. In sofern hat das gar ncihts mit der isis zu tun. Warum man gerade jetzt solche Angriffe fliegt verstehe ich nicht. Hier kann man wenig machen. Kurdistan hat weder eine Luftwaffe noch Flugabwehr. Man wartet nun auf eine offizielle Bestätigung der Türkei, dass sie es waren, auch wenn man es faktisch schon weiss, um dann politisch zu reagieren

Ruhrbarone: Wie sehen die Kurden in persönlichen Gesprächen die Angriffe?

Enno Lenze: Die Kurden sagen: Ist unser Luftraum, können wir uns nicht bieten lassen – egal, wie man zur PKK steht. Viele sehen darin eine Ablenkung von der vermuteten Zusammenarbeit zwischen Türkei und IS.

Ruhrbarone: An einen Kampf der Türkei gegen den IS glaubt anscheinend niemand so richtig?

Nein, weder hier noch in Deutschland, wie mir scheint. Eher, dass man das nun als Vorwand für „Anti-terror“ Einsätze nimmt, die sich dann gegen die PKK richten

Ruhrbarone: Sind die Menschen von den USA und dem Westen enttäuscht? Was erwarten Sie nun, wo sie von einem Nato-Land angegriffen werden. Immerhin sind sie ja der Partner des Westens im Kampf gegen den IS.

Enno Lenze: Zu den USA ist es ambivalent: Man braucht ihre Luftschläge und Waffen gegen den IS und ihr „ja“ in der UN für ein unabhängiges Kurdistan. Der Ärger richtet sich daher gegen die türkische Regierung aber nicht gegen die Türken an sich. Auch Deutschland sieht man als Freund, obwohl es ein wichtiges NATO Land ist

Ruhrbarone: Was erwarten die Kurden in dieser Situation vom Westen?

Enno Lenze: An sich sind das zwei verschiedene Themen: Von der Türkei erwartet man mehr Ruhe im Bezug auf die PKK. Vom Westen hätte man gerne mehr Training für die Peschmerga, Panzerbrechende Waffen mit Reichweite von mehreren Kilometern und gepanzerte Fahrzeuge. Aber sie sagen auch immer: Wir kennen das, wir schaffen es auch irgendwie alleine. hatten.