Die Zeit , 28.07.2015

http://www.zeit.de/politik/ausland/2015-07/tuerkei-syrien-islamischer-staat-anschlag-an-grenze

Gaspipeline in der Türkei durch Explosion beschädigt

Die Regierung spricht von einem Anschlag, türkische Medien vermuten die PKK dahinter. Über die Sicherheitslage in der Türkei beraten am Morgen die Nato-Staaten.

In der Türkei ist nach Regierungsangaben auf eine Gaspipeline aus dem Iran ein Anschlag verübt worden. Die Gaszufuhr sei nach dem nächtlichen Angriff gestoppt worden, teilten der türkische Energieminister Taner Yıldız und die staatliche Gasgesellschaft Botaş mit. Die Reparaturarbeiten seien im Gang. Wann das Gas wieder strömen könne, sei noch nicht klar, sagte ein Vertreter von Botaş. Die Türkei habe andere Staaten nicht um Gaslieferungen gebeten. Es gebe auch keine Engpässe bei der Belieferung des Inlandsmarkts.

In türkischen Medien war von Sabotage die Rede, für die die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) verantwortlich gemacht wurde. Zunächst bekannte sich jedoch niemand zu dem Vorfall. Die PKK hatte in den vergangenen Tagen mehrere Attentate auf Polizisten verübt.

In den vergangenen Tagen haben sich die Spannungen zwischen der türkischen Regierung und der PKK deutlich verschärft. Hintergrund ist ein Selbstmordanschlag auf prokurdische Freiwillige in der südlichen Grenzstadt Suruç, bei dem vergangene Woche 32 Menschen getötet wurden. Für das Attentat wird die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) verantwortlich gemacht, doch geben viele Kurden der Regierung in Ankara eine Mitschuld. Sie werfen ihr vor, die Aktivitäten der Dschihadisten zu lange geduldet zu haben.

Nach dem Anschlag startete die türkische Armee am Freitag Luftangriffe auf IS-Stellungen in Syrien, sie bombardiert aber auch PKK-Lager im Nordirak. Aus Sicht der türkischen Regierung sind beide Gruppen gleichermaßen Terrororganisationen. Während die Luftangriffe gegen die IS-Miliz im Westen einhellig begrüßt wurden, stieß die Offensive gegen die PKK auch auf Kritik.

In Brüssel beginnt am Morgen ein Treffen der 28 Nato-Staaten, die sich mit der Sicherheitslage in der Türkei und deren Luftangriffen beschäftigen werden. Mit den USA arbeitet die Regierung in Ankara bereits an Plänen, den IS aus einem Korridor an der türkisch-syrischen Grenze zu vertreiben.