Tiroler Tageszeitung, 28.07.2015 https://www.tt.com/politik/10321835-91/anti-pkk-offensive-als-r%C3%BCckschlag-im-kampf-gegen-is.csp Anti-PKK-Offensive der Türkei: Von Shabtai Gold/dpa Ankara - Mit dem angekündigten Ende des Friedensprozesses mit den Kurden erhöht Präsident Erdogan den Druck auf die moderate Kurdenpartei HDP. Dabei könnte sie in dem Konflikt eine Schlichterrolle einnehmen. Profitiert letztlich die Terrormiliz Islamischer Staat? Mehr als zwei Jahre hielt eine Waffenruhe im Kurden-Konflikt weitgehend. Binnen weniger Tage erklären die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK und die türkische Regierung nun den mühsam angestoßenen Friedensprozess für beendet. Und zugleich übt Präsident Recep Tayyip Erdogan großen Druck auf die wichtigste pro-kurdische Partei im Land aus, inklusive angedrohter Strafverfolgung von Abgeordneten. Dabei könnte die HDP Experten zufolge eine wichtige Vermittlerrolle in dem Konflikt übernehmen. Wegen der innenpolitischen Verwerfungen in dem NATO-Land droht auch ein Rückschlag im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Türkische Regierung zeigt, wo ihre Prioritäten liegen Kurdische Kämpfer stehen in Syrien und im Irak an vorderster Front gegen die IS-Jihadisten. Sie haben Verbindungen zur PKK und werden auch von den USA unter anderem mit Luftangriffen unterstützt. „Es ist jetzt sehr wichtig, den Friedensprozess wieder auf die Schiene zu heben“, sagt Nigar Göksel von der Nichtregierungsorganisation International Crisis Group (ICG). „Denn die Kurden und die türkische Regierung müssen kooperieren, damit sie den IS zurückdrängen können.“ Autonomiebestrebungen der Kurden als Zankapfel Die Kurden wollen eine Dezentralisierung der Macht und mehr Autonomie, wie die Autorin und PKK-Expertin Aliza Marcus erklärt. „Und genau da liegt das Hindernis.“ Die Regierung hat ihrer Ansicht nach nur bei den Minimalforderungen nach kulturellen Rechten und Gebrauch der kurdischen Muttersprache nachgegeben. Trotzdem gebe es eine Chance zur Deeskalation, meint Gurcan. „Sie wollen den Verhandlungstisch nicht in die Luft jagen. Beide Seiten wollen dann zum Verhandlungstisch zurückkehren, wenn die andere Seite geschwächt ist. Das ist das strategische Ziel.“ „Gewalt kann nur durch kurdische Politik gestoppt werden“ HDP-Chef Selahattin Demirtas muss zwischen den Forderungen der militanteren Kurdenbewegung und dem Druck Erdogans bestehen. Bisher ist seine Linie klar: Die HDP will Frieden und ein Ende des Tötens auf beiden Seiten. (APA/dpa)
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