welt.de, 06.08.2015

http://www.welt.de/politik/ausland/article144878463/IS-erobert-strategisch-bedeutende-Stadt-in-Syrien.html

Al-Kardschatain

IS erobert strategisch bedeutende Stadt in Syrien

Der Islamische Staat hat offenbar eine bedeutende Stadt in der syrischen Provinz Homs eingenommen. Indes überrascht Russlands Präsident Putin mit einem Plan im Kampf gegen die Terrormiliz.

Der IS habe in der Nacht die Stadt al-Kardschatain im Südosten von Homs eingenommen, sagte der Chef der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abd al-Rahman. Bei den vorangegangenen Kämpfen seien 37 Soldaten der syrischen Armee und andere regierungstreue Kämpfer getötet worden sowie 23 IS-Kämpfer.

Die Stadt sei deswegen so bedeutsam, weil sie auf dem Weg aus dem vom IS kontrollierten Palmyra in die Region Kalamun in der Provinz Damaskus liege, sagte Rahman. Die Kontrolle über al-Kardschatain erlaube es dem IS, zwischen dem Osten von Homs und der Region Kalamun Kämpfer und Nachschub zu befördern. Die Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen von einem Netzwerk von Ärzten und Aktivisten in Syrien. Für Medien sind ihre Angaben kaum nachprüfbar.

Der Bürgerkrieg in Syrien wütet bereits seit mehr als vier Jahren. Seit Beginn der Kämpfe im März 2011 wurden nach Angaben der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte bereits etwa 230.000 Menschen getötet.

Russland will "Koalition der Gleichgesinnten"

Der Iran hat sich erneut als Vermittler in der Syrien-Krise (Link: http://www.welt.de/144843517) angeboten. "Wir werden politisch alles in unserer Macht Stehende unternehmen, damit es in Syrien wieder Frieden und Stabilität gibt", sagte Präsident Hassan Ruhani bei einem Treffen mit dem syrischen Außenminister Walid al-Muallim. Auch im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) werde der Iran weiter mitwirken, so Ruhani am Mittwoch laut Webportal des Präsidialamts.

Syrien, der Iran und Russland arbeiten angeblich seit Dienstag in Teheran an einem neuen Plan für eine diplomatische Lösung des Syrien-Konfliktes. Laut Vizeaußenminister Hussein Amir Abdollahian soll dieser Plan demnächst den Vereinten Nationen übergeben werden. Zu Details wollte er sich nicht äußern.

Der Moskauer Tageszeitung "Kommersant" zufolge strebt Russland eine neue internationale Koalition gegen den IS an. Demnach soll ein Plan von Kremlchef Wladimir Putin eine "Koalition der Gleichgesinnten" unter Teilnahme der syrischen und der irakischen Armee sowie von Kurden und Anrainerländern vorsehen – mit einem Mandat des Weltsicherheitsrats.

US-Außenminister John Kerry habe den Vorschlag zurückhaltend aufgenommen, berichtete das Blatt. Der Iran und Russland zählen zu den letzten Verbündeten des Regimes von Syriens Machthaber Baschar al-Assad. Der Iran hat wiederholt davor gewarnt, dass ein Sturz der Regierung in Damaskus den Weg für den IS und andere Terrorgruppen ebnen würde.
AFP/ DPA/abo