welt.de, 05.08.2015

http://www.welt.de/politik/ausland/article144843517/Tuerkei-kuendigt-Grossoffensive-gegen-den-IS-an.html

"Umfangreiche Schlacht"

Türkei kündigt Großoffensive gegen den IS an

Nach dem Treffen mit seinem US-Amtskollegen Kerry kündigt der türkische Außenminister Cavusoglu eine "umfangreiche Schlacht" gegen den IS an. Die USA sind dabei, Flugzeuge in die Türkei zu verlegen.

Die Türkei hat eine "umfangreiche Schlacht" gegen die Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) im Norden Syriens angekündigt. Die Offensive der von den USA angeführten Anti-IS-Allianz werde von türkischen Luftwaffenstützpunkten ausgehen, sagte der türkische Außenminister Mevlut Cavusoglu am Mittwoch nach einem Treffen mit seinem US-Amtskollegen John Kerry (Link: http://www.welt.de/themen/john-kerry/) in Kuala Lumpur.

"Und bald werden wir alle gemeinsam mit dem umfangreichen Kampf gegen Daesch beginnen." Der IS wird auf Arabisch Daesch genannt.

Derzeit träfen bemannte und unbemannte amerikanische Flugzeuge ein. Syrien forderte indes, dass Militäraktionen in dem Land mit der Regierung in Damaskus abgestimmt sein müssten. Ansonsten wären sie eine Verletzung der Souveränität Syriens, sagte Außenminister Walid al-Mualem.

Unterschiedliche Interessen

Die Türkei (Link: http://www.welt.de/themen/tuerkei-politik/) hat nach monatelangem Zögern Ende Juli erstmals Stellungen der IS-Extremisten in Syrien angegriffen. Zudem erlaubte die Türkei den USA, den Luftwaffenstützpunkt Incirlik und andere für Luftangriffe in Syrien zu nutzen. Seit Monaten fliegt die von den USA angeführte Allianz Angriffe gegen den IS in Syrien und im Irak.

Die USA und die Türkei verfolgen allerdings unterschiedliche Interessen in dem Kampf. Die Türkei will einerseits eine Sicherheitszone jenseits ihrer Grenze zu Syrien schaffen. In diese Zone sollen dann die 1,7 Millionen syrischen Flüchtlinge zurückkehren, die derzeit nahe der Grenze auf türkischem Territorium kampieren.

Die türkische Regierung setzt außerdem darauf, den zunehmenden Einfluss der Kurden zu begrenzen. Sie bombardierte nicht nur IS-Stellungen in Syrien, sondern auch Einrichtungen der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK (Link: http://www.welt.de/144782321) ) im eigenen Land und im Nordirak. Beobachtern zufolge waren die Angriffe auf die PKK weit heftiger als die gegen den IS. Außerdem sollen die türkischen Truppen auch kurdische Kämpfer in Syrien angegriffen haben, die dort mit den USA kooperieren.

Rückschlag für die USA bei Division 30

Für die USA ist eine solche Zone erklärtermaßen nicht das Hauptziel des Luftkrieges. Sie haben angekündigt, mit Luftangriffen die von den USA ausgebildeten syrischen Rebellen der sogenannten Division 30 gegen alle Gegner zu unterstützen, auch gegen syrische Regierungstruppen.

Beim Aufbau der Rebellentruppe erlitten die USA allerdings einen Rückschlag. Wie die Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Dienstag mitteilte, verschleppten Kämpfer der dschihadistischen Al-Nusra-Front in der nördlichen Provinz Idlib mindestens fünf Mitglieder der Division 30.

Am vergangenen Donnerstag war bereits der Kommandeur der Brigade, Nadim al-Hassan, gemeinsam mit sieben weiteren Kämpfern nördlich von Aleppo in die Hände der al Qaida nahen Miliz (Link: http://www.welt.de/themen/al-qaida/) gefallen. Einen Tag später wurden bei Gefechten zwischen den islamischen Extremisten und den Rebellen sechs Angehörige der Division getötet.
AFP/dpa/Reuters/ott